Freitag, 20 November 2015 14:20

LUSH-Preisgewinner 2015 Empfehlung

Bei der heutigen Preiskonferenz werden die diesjährigen Gewinner der insgesamt mehr als 250.000 Pfund bekanntgegeben. Die Vergabe stand unter dem Motto Adverse Outcome Pathways (AOP)- What, how and Where Next?"

Das Preisgeld in der Höhe von mehr als 250.000 Britische Pfund wurde auf die Kategorien Blackbox, Öffentlichkeitsarbeit, Wissenschaft, Lobbyarbeit, Bildung und Nachwuchsforschung aufgeteilt. Insgesamt waren 51 internationale Teams aus Wissenschaftlern, Aktivisten und Nachwuchsforschern aus 23 Ländern in die engere Wahl gekommen.  

Den diesjährigen "Black Box Prize" in Höhe von 150.000 Pfund erhält das französische Adverse-Outcome-Pathway-Programm der OECD. Der Jury hat besonders gefallen, dass die OECD u.a. eine AOP Knowledge Database mit Kenntnissen darüber sammelt und zugänglich macht, wie Chemikalien diese Signaltransduktionswege auslösen können.

David Basketter, Inhaber der DABMEB Consultancy, hat sich schwerpunktmäßig über viele Jahre mit der Aufklärung der Entstehung von Hautallergien beschäftigt. Er erhält in diesem Jahr 25.000 Pfund von LUSH u.a. für seine Arbeiten zur Verhersage, wie Chemikalien mit Ihrer Molekülstruktur her Allergien auslösen können.

Frank Gerberick von Procter & Gamble, USA, hat sich ebenfalls mit Hautallergien beschäftigt. Er hat den ersten, inzwischen weltweit verbreiteten
tierversuchsfreien Test DPRA entwickelt, der als Baustein in der intergrierten Teststrategie bei der OECD zum Test auf Hautsensibilisierung
zugelassen ist.

Andreas Natsch und Roger Emter von Givaudan, Schweiz, haben den zweiten tierversuchsfreien Test zur zuverlässigen Vorhersage der Aktivierung
des Signaltransduktionsweges zur Hautsensibilisierung entwickelt (KeratinoSens). Dieser Test ist ebenfalls Bestandteil der integrierten Teststrategie zur Beurteilung des Hautsensibilisierenden Potenzials von Stoffen. Aus diesem Grunde werden sie ebenfalls mit 25.000 Pfund geehrt.

Der dritte Preisträger zu diesem Themenkomplex ist Terry Schultz, emeritierter Professor von der University of Tennessee. Er spielte eine Schlüsselrolle bei der Kartierung eines vollständigen Signaltransduktionsweges, die in zwei OECD-Forschungsartikeln der OECD ‘The Adverse Outcome Pathway for Skin Sensitisation Initiated by Covalent Binding to Proteins.’ in 2012.

In der Kategorie Lobbyarbeit wird Mojo Mathers, Mitglied des Neuseeländischen Repräsentantenhauses (POartei Die Grünen), geehrt. Sie hat sich für die Enführung eines Vermarktungsverbots von an Tieren getesteter Kosmetik stark gemacht. Ihr Preisgeld in Höhe von 10.000 Pfund hat sie einer/m NachwuchswissenschaftlerIn gespendet, die/der sich mit der Entwicklung von neuen Methoden zum Ersatz von Tierversuchen beschäftigt.

In der Kategorie Öffentlichkeitsarbeit erhält die SoKo Tierschutz den diesjährigen LUSH-Preis in Höhe von 20.000 Pfund. Die Organisation war im
letzten Jahr durch ihre Undercover-Recherche über die Hirnforschung mit Primaten am Max-Planck-Institut in Tübingen aufgefallen.
Mit weiteren 20.000 Pfund wird das Beagle-Freedom-Projekt bedacht, die u.a. mit ihrer "Identity Kampagne" 1.000 amerikanische Bürger dazu gebracht haben, jeweils einen Hund zu adoptieren, die sein Leben in vom amerikanischen Steuerzahler finanzierten Tierversuchslaboren fristen muss.

Preise in der Kategorie "Wissenschaft" mit je 25.000 Pfund erhalten in diesem Jahr die Firma Oncothesis aus der Schweiz für die Entwicklung eines
in-vitro-Lungenkrebsmodells, mit dem sowohl die Effektivität als auch die Toxizität eines Wirkstoffes ohne Tierverbrauch getestet werden kann.

Zweiter Preisträger ist Prof Michael L. Shuler und sein Team von der Cornell University in Ney York State, USA, für die Entwicklung eines Body-on-a-Chip-Systems aus verschiedenen humanen Zelltypen, mit dem sich Stoffwechselvorgänge untersuchen lassen.
 
Der LUSH-Preis in der Kategorie "Ausbildung in tierversuchsfreien Methoden" ging einerseits an das Wissenschaftskonsortium von PETA in Großbritannien (PISC) für ihre Umsetzung eines webinars and for Regulatoren, Firmen und Vertragspartner zu verschiedenen Themen der Anwendung tierversuchsfreier Methoden bei der Sicherheitsbewertung von Chemikalien unter REACh. Die Webinare wurden gemeinsam mit Chemial Watch angeboten.

Der zweite Preisträger dieser Kategorie ist Dmitry Leporsky aus der Ukraine: mit seiner Aufklärungsarbeit sorgt er dafür, dass viele Tierversuche im Bereich der Hochschullehre durch neue tierversuchsfreie Verfahren abgelöst worden sind. Mit Unterstützung internationaler Organisationen haben mehr als 85 % der universitären Fachbereiche, die bislang Tiere genutzt haben, inzwischen Vereinbarungen unterzeichnet, in denen sie sich vereinverstanden erklärt haben, Tierversuche und Tierverbrauch in Sektionen zu beenden.

In der Kategorie "NachwuchswissenschaftlerInnen" wurden in diesem Jahr gleich sechs PostdoktorandenInnen mit je 10.000 Pfund ausgezeichnet.

Laura Bray vom Leibniz-Institut für polymerforschung u.a. für die Entwicklung eines dreidimensionales Zellkulturenmodell in einer Hydrogelplattform
zum Studium der Krebs- und der Metastasenentwicklung im Bereich der Brust- und Prostatakrebsforschung.

Jeremy Caplin von Hashemi Labs der Iowa State University freut sich über 10.000 Pfund für seine Entwicklung einer Plazenta auf dem Chip. Mit dem
Modell lassen sich pharzazeutische und toxikologische Substanzen testen.

Elena Kummer, von der Università degli Studi di Milano, Italien, hat sich ebenfalls der hautsensibilisierung verschrieben. Untersucht wird u.a.
die Aktivierung und Reifung von Dendritischen Zellen, die bei der Hautsensibilisierung durch Exposition mit chemischen Substanzen eine wichtige
Rolle spielen.

Bianca Marigliani, The Federal University of São Paulo, Brazil erhält den Preis in Höhe von 10.000 Pfund für für Entwicklung zum Ersatz des
fötalen Kälberserums. Da die Verwendung fötalen Kälberserums für falschen Ergebnissen beim Test von Haut-sensibilisierenden Substanzen
führt, testet die Nachwuchswissenschaftlerin Substanzen auf Kontaktdermatitis mit dem human Cell Line Activation Test in Serum-freie Kulturmedien.

Ilka Maschmeyer von TissUse, Berlin, wird mit mit 10.000 Pfund bedacht für ihre Beteiligung an der Entwicklung der 2-Organ-on-a-Chip und der
4-Organ-on-a-Chips, mit denen Substanzen in Durchflussraten von bis zu 28 Tagen getestet werden können. Dabei sind die Organähnlichen Gebilde
wie Darm, Leber, Niere und Haut über kleinste Mikrokanälchen verbunden, werden über ein blutähnliches System versorgt und ersetzen bereits viele Tierversuche im Bereich der Kosmetik, Pharmazie und Chemikalienentwicklung.

Lena Smirnova, Center for Alternatives to Animal Testing, USA, wird mit dem Preis geehrt für ihr in vitro-Modell zur Gehirnentwicklung in Verbindung mit -omics Technologien. Ziel ist die Etablierung einer Hochdurchsatzplattform zum Test von Chemikalien auf Entwicklungsneurotoxizität.
Hiermit könnten viele Tiere ersetzt werden.  

Quelle:
http://www.lushprize.org/2015-prize/2015-prize-winners/
http://aavs.org/news/frank-gerberick-receives-award-advancing-alternatives/