Mittwoch, 17 Januar 2024 14:07

Niederländisches Forscherteam zeigt Heterogenität der Alzheimer-Erkrankung Empfehlung

Die Forscherin Betty Tijms und ihre Kollegen vom Alzheimer Center Amsterdam, Amsterdam UMC und der Universität Maastricht haben mit Hilfe massenspektrometrischer Untersuchung des Proteoms im der Spinalflüssigkeit von Alzheimerpatienten herausgefunden, dass es fünf verschiedene Subtypen der Alzheimer-Erkrankung gibt. Das Verständnis dieser Heterogenität ist entscheidend für die Entwicklung von Alzheimer-Medikamenten.

Die WissenschaftlerInnen untersuchten 1058 Proteine in der Zerebrospinalflüssigkeit von 419 Menschen, die an der Alzheimer-Erkrankung litten. Die ermittelten Alzheimer-Subtypen zeigten Veränderungen in den Proteinkonzentrationen, die mit unterschiedlichen molekularen Prozessen in Verbindung gebracht wurden. Neben den charakteristischen Verklumpungen der Amyloid- und Tauproteine im Gehirn spielen demnach noch weitere Entzündungsprozesse und das Wachstum von Nervenzellen eine Rolle.  

Der ermittelte Subtyp 1 war durch Proteine charakterisiert, die mit einer neuronalen Hyperplastizität zusammenhängen. Die neuronale Plastizität beschreibt einen dynamischen Umbau von schon bestehenden Synapsen. Sie ist nicht mit der Regenerationsfähigkeit von neuronalem Gewebe gleichzusetzen(1). Der Subtyp 2 zeigte eine Aktivierung des angeborenen Immunsystems. Subtyp 3 war durch eine RNA-Dysregulation charakterisiert. RNA-Dysregulation durch fehlerhaftes Spleißen z.B. wird auch bei Morbus Huntington, einer neurodegenerativen Erkrankung, beobachtet. Beim Spleißen werden aus der prä-mRNA die nicht-kodierenden Abschnitte eines Gens (Introns), ausgeschnitten und die kodierenden Abschnitte (Exons) zusammengefügt (2). Der Subtyp 4 zeigte eine Dysfunktion des Plexus choroideus. Der Plexus choroideus befindet sich im gesamten System der mit Liquor gefüllten Hohlräume des Gehirns (Hirnventrikel) und ist für die Sekretion von Liquor verantwortlich (4). Subtyp 5 war durch eine Beeinträchtigung der Blut-Hirn-Schranke gekennzeichnet. Es ist die Grenze zwischen Blut und Zentralnervensystem, durch die nur bestimmte Stoffe ins Gehirn übertreten können (5).

Ohne Berücksichtigung der Alzheimer-Subtypen könnten Behandlungsmethoden in Teilen unwirksam oder nur eingeschränkt wirksam sein.

Die Untersuchung ist im Fachjournal "Nature Aging" veröffentlicht worden: Tijms, B.M., Vromen, E.M., Mjaavatten, O. et al. Cerebrospinal fluid proteomics in patients with Alzheimer's disease reveals five molecular subtypes with distinct genetic risk profiles. Nat Aging (2024). https://doi.org/10.1038/s43587-023-00550-7

Weitere Informationen:
https://www.eurekalert.org/news-releases/1030574

(1) https://flexikon.doccheck.com/de/Neuronale_Plastizit%C3%A4t
(2) https://www.dhh-ev.de/verein/huntington-stiftung
(3) https://www.lecturio.de/artikel/medizin/ventrikelsystem/
(4) https://flexikon.doccheck.com/de/Hirnventrikel#:~:text=Das%20Ventrikelsystem%20besteht%20aus%204,zwischen%20Arachnoidea%20und%20Pia%20mater.
(5) https://www.gesundheit.gv.at/lexikon/B/lexikon-blut-hirn-schranke.html