In ihrem aktuellen Aufsatz im open access Journal BMJ (ehemals British Medical Journal) setzen sich Dr. Pandora Pound von der School of Social and Community Medicine in Bristol, UK, und Michael Bracken, Susan Dwight Bliss-Professor für Epidemiologie an der Yale School of Public Health, New Haven, Connecticut, USA, kritisch mit Tiermodellen und möglichen Ursachen ihrer Übertragbarkeit auseinander.


Die Forscher legen dar, dass der Nutzen von Tiermodellen für den Menschen nicht nachgewiesen ist und dadurch finanzielle Mittel von medizinisch hilfreicher Forschung weggeführt werden.

Das National Centre for the Replacement, Refinement and Reduction of Animals in Research (NC3Rs) so berichten sie, habe 271 Tierstudien untersucht, die zwischen 1999 und 2005 durchgeführt worden seien. Hierbei stellten die Untersucher Fehler in der Versuchsdurchführung fest, die zur einer Verzerrung der Versuchsergebnisse führen. Nur 12 Prozent der Studien bestimmten die Tierversuchsdurchführenden nach dem Zufallsprinzip, ob ein Tier in die Behandlungs- oder in die Kontrollgruppe kam. Lediglich 14 Prozent der auswertenden Personen waren verblindet, wenn es um die Zuteilung eines Tiers in die Behandlungs- oder Kontrollgruppe ging. Es gab zudem Hinweise auf verzerrungen bei der selektiven Analyse und in den Ergebnisberichten, außerdem wurde Aussagekraft der Ergebnisse in den Publikationen übertrieben.

Im Bereich der Schlaganfallforschung führen sie u.a. Sutherland et al. 2012 an, die in einem Review berichten, es habe trotz der Qualitätsverbesserungen der präklinischen Forschung in den letzten 10 Jahren keine Zunahme der Übertragbarkeit der Versuchsergebnisse gegeben. Das Konzept der sogenannten Neuroprotektion, bei dem Wissenschaftler versuchen, reaktivierbares Nervengewebe (Penumbra) durch pharmakologische oder  molekularbiologische Methoden vor dem Absterben zu bewahren, habe im Tierversuch zwar vielversprechende Ergebnisse gezeigt, in der Klinik jedoch nicht zum Erfolg geführt, schrieben sie in einem Review. Hierfür gäbe es verschiedene Gründe, so z.B. die Heterogenität in der Entstehung von Schlaganfällen beim Menschen und fehlende methodische Übereinstimmungen zwischen präklinischen und klinischen Studien. Neben evolutionsbedingten Artunterschieden werden auch physiologische und epigenetische Unterschiede insbesondere auch stammesgeschichtlich nah verwandter Arten thematisiert.

Auch, so heisst es weiter, wenn sich die Qualität der präklinischen Forschung und der Berichterstattung verbessert, würde sich nicht viel ändern, denn die Fähigkeit der der Vorhersage der menschlichen Reaktion auf eine Behandlung abgeleitet von Tierversuchsergebnissen gleibt bedingt durch die Speziesunterschiede in der Molekularbiologie und den Stoffwechselwegen nur eingeschränkt möglich.

Die Wissenschaftler schlussfolgern jedoch, dass es deshalb besser sei, mehr Mittel in die klinische Forschung zu stecken und nicht so viel Geld bei der Grundlagenforschung zu verschwenden.

Das ist meiner Meinung nach etwas unverständlich, da aus Sicherheitsgründen der klinischen Forschung immer die präklinische Forschung vorausgeht. Besser wäre es vielleicht, auch einen weitaus höheren Beitrag in neue Methoden als Alternative zum Tierversuch zu investieren.

Quellen:
Pound, P, Bracken MB & Dwight Bliss, S (2014): Is animal research sufficiently evidence based to be a cornerstone of biomedical research? Analysis. BMJ 2014;348:g3387.

Godlee, F (2014): How predictive and productive is animal research? BMJ 2014;348:g3719 doi: 10.1136/bmj.g3719

Sutherland, BA, Minnerup, J, Balami, JS, Arba, F, Buchan, AM & Kleinschnitz, C (2012): Neuroprotection for ischaemic stroke: Translation from the bench to the bedside. International Journal of Stroke 7: 407–418.