Ein Forscherteam um Shaw Warren vom Bostoner Massachusetts General Hospital hat Unterschiede im Immunsystem zwischen Mensch und Maus untersucht. Dabei fanden die Forscher heraus, dass sich die Genexpression der weissen Blutkörperchen (Leukozyten) nach verschiedenen zugefügten
Entzündungskrankheiten zwischen Mensch und verschiedenen Mäusestämmen stark voneinander unterscheiden.


Aus Blutproben von mehr als 400 Menschen, die den Entzündungsverletzungen stumpfes Trauma, Verbrennungen oder Bakteriengifte ausgesetzt waren sowie von gesunden Personen analysierten die Wissenschaftler das Gentranskript der weißen Blutkörperchen, welches die Vorlage zur Umsetzung in bestimmte Proteine zur Reaktion des Körpers auf den krankheitsauslösenden Faktor darstellt. Die Transkripte verglichen sie dann mit den Reaktionen von Blutkörperchen dreier Mausmodelle eines bestimmten Zuchtstammes auf vergleichbare Verletzungen.

Für diese Untersuchungen herangezogen wurde die C57 Black 6-Maus, ein temperamentvoller Mausstamm, der ein starkes Immunsystem besitzt, leicht zu züchten und gut auch untersucht ist. Der Stamm wird häufig für genetische Manipulationen verwendet. Die Wissenschyaftler stellten sogenannte Entzündungsmodelle her, indem die Tiere den verschiedenen entzündungsauslösenden Faktoren ausgesetzt wurden und danach die weissen Blutkörperchen auf ihre Genexpression hin untersucht und mit den Humanbefunden verglichen und Korrelationsanalysen nach bestimmten mathematischen Verfahren durchgeführt.

Die Forscher fanden heraus, dass es in den Genausprägungen nur geringe Korrelationen in allen der drei Krankheitsformen Trauma, Verbrennungen und bakterielle Vergiftung (Entzündung durch Endotoxine) gab. Auch unterschieden sich die Pathways, d.h. die Signalwege, nach denen der Körper nach einem Ablaufschema mit der Krankheit umzugehen versteht, erheblich zwischen Mensch und Maus.

Das lässt die Ergebnisse mit Tiermodellen in der Entzündungsforschung und auch bei der Atherosklerose und deren Übertragbarkeit auf die Humansituation unter einem anderen Gesichtspunkt reflektieren. Die Forscher plädieren für neue Ansätze in der Erforschung menschlicher Krankheiten, wobei der Pathway-Ansatz favorisiert wird. Die Qualität von Tiermodellen, so die Forscher weiter, sollte daran gemessen werden, wie gut sie die menschliche Krankheit auf molekularer und nicht auf phänotypischer Basis reflektieren können. Mit hilfe künstlicher in vitro-Humanmodelle durch in Rekonstruktion der krankheitsrelevanten Zelltypen oder Gewebe könnten in ähnlicher Weise gegenwärtige Krankheitsmodelle verbessern.

http://www.spiegel.de/wissenschaft/medizin/medizinische-forschung-experten-zweifeln-an-maus-studien-a-882875.html

Originalpublikation:
Junhee Seok, et al. (2013): Genomic responses in mouse models poorly mimic human inflammatory diseases. PNAS early edition
(http://www.pnas.org/cgi/doi/10.1073/pnas.1222878110)












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