Montag, 18 April 2016 07:32

Mini-Gehirne für alle Forscher frei zugänglich Empfehlung

Ein Lizenzabkommen zwischen dem IMBA – Institut für Molekulare Biotechnologie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und dem kanadischen Biotechnologie-Unternehmen Stemcell Technologies ermöglicht es zukünftig allen Wissenschaftlern, auf ein am IMBA entwickeltes Gehirn-Modellsystem zuzugreifen.


Im Jahr 2013 ist es Jürgen Knoblich, dem stellvertretenden Direktor des IMBA, und seiner Mitarbeiterin Madeline Lancaster gelungen, aus Stammzellen die ersten funktionsfähigen menschlichen Gehirnstrukturen im Labor zu züchten. Diese Mini-Gehirne entsprechen der frühen Entwicklung des Gehirns, etwa auf der Stufe eines Embryos. Somit eröffneten sich nicht nur völlig neue Möglichkeiten für die Erforschung der Gehirnentwicklung in der Petrischale, sondern auch ein enormes Potenzial für die zukünftige Diagnostik und Behandlung neurodegenerativer Erkrankungen, wie Alzheimer oder Parkinson - tierversuchsfrei.

Jetzt soll das neue Modellsystem allen Forschern zugänglich gemacht werden. Dazu sind das IMBA und das kanadische Biotech-Unternehmen Stemcell
Technologies eine Partnerschaft eingegangen. Stemcell Technologies übernimmt die Rechte, Produkte für die Anzucht der Mini-Gehirne weiter zu
entwickeln und zu vermarkten. Jürgen Knoblich ist überzeugt, dass durch die Partnerschaft das enorme Potenzial des Modellsystems bestmöglich ausgeschöpft werden kann. „Eine genetische Erkrankung, bei der Kinder ein zu kleines Gehirn, also einen Mikrozephalus ausbilden, konnten wir bereits nachstellen und untersuchen. Aber es gibt natürlich eine große Zahl wichtiger neurodegenerativer Erkrankungen, die noch viel zu wenig erforscht sind. Durch unsere Partnerschaft mit Stemcell Technologies kann unser revolutionäres Modellsystem in einfacher und standardisierter Form von wissenschaftlichen Kollegen weltweit genutzt werden.“

Quelle:
https://idw-online.de/de/news649547