Montag, 14 September 2015 12:05

Retinale Organkultur: Viele Tierversuche sind in der Augenheilkunde ersetzbar Empfehlung

Viele neue Medikamente für die Augenheilkunde könnten statt an Labortieren an Netzhäuten geschlachteter Tiere aus der Massentierhaltung erprobt werden, ist Karl Ulrich Bartz-Schmidt, Kongresspräsident der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft und ärztlicher Direktor der Universitäts-Augenklinik Tübingen, überzeugt.

An seiner Klinik läuft derzeit ein Forschungsprojekt, das Alternativen unter Verwendung von Augen geschlachteter Tieren (Rinder, Schweine und Schafe) weiterentwickelt. Die Anatomie dieser Tiere ist der der humanen Augen deutlich ähnlicher als die Augen von Mäusen, Ratten oder Kaninchen.

Durch die Blut-Netzhautschranke wirken viele Medikamente, die im und am Auge wirkten, lokal und nicht im restlichen Körper. Deshalb könne man die Augen von Schlachttieren isoliert vom restlichen Körper testen. Eine Kombination mit der Leber, Niere oder dem Blutkreislauf sei nicht unbedingt notwendig, so Dr. Kai Januschowski im Ärzteblatt, der die Federführung des tübinger Projekt inne hat. Die retinale Organkultur liefere wissenschaftlich bessere und genauere Antworten als der herkömmlichen Tierversuch, hieß es weiter.

Schwerpunkt der Arbeitsgruppe ist die Ischämieforschung, Forschungen zur Retinotoxiztiät und zu Auswirkungen von Laser-, Licht- und Wärmeschädigungen auf die Netzhaut. Für ihre Arbeiten verwendet die Forschergruppe die sogenannte Sickelkammer und das Verfahren der optischen Kohärenztomographie (OCT). Erste Ergebnisse haben die Forscher im Journal ATLA publiziert.

Originalliteratur:
Januschowski K, Zhour A, Lee A, Maddani R, Mueller S, Spitzer MS, Schnichels S, Schultheiss M, Doycheva D, Bartz-Schmidt KU, Szurman P. (2012): Testing the biocompatibility of a glutathione-containing intra-ocular irrigation solution by using an isolated perfused bovine retina organ culture model - an alternative to animal testing. Altern Lab Anim. 40(1):23-32. PubMed PMID: 22558975.
 
Quellen:
http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/64120/Viele-Tierversuche-in-der-Augenheilkunde-moeglicherweise-verzichtbar
http://www.medizin.uni-tuebingen.de/