Bislang hat die Wissenschaft angenommen, dass es zwei verschiedene Typen großer Fresszellen gibt: einen Makrophagentyp, der entzündliche Prozesse anfeuert und einen Typ, der die Entzündungen herunterfährt. Ein Wissenschaftlerteam vom Life & Medical Sciences (LIMES) Institut der Universität Bonn hat nun herausgefunden, dass es mehr als die bekannten zwei Typen dieses Immunzelltyps gibt.

Makrophagen, die großen Fresszellen des angeborenen Immunsystems, reagieren auf viele unterschiedliche Reize wie Botenstoffe oder Erreger. Sie werden dadurch aktiviert, die Transkripte ändern sich und das gesamte Transkriptionsprogramm wird auf die neuen Anforderungen eingestellt. Während des Reifeprozesses der Fresszellen werden in ihrer DNA bestimmte Gene aktiviert, die abgelesen und in Transkripte umgesetzt werden. Dies lässt sich mit RNA-Analysen untersuchen.

Bislang nahm man an, dass sie sich lediglich zu Entzündungen-befeuernden oder anti-entzündlichen Immunzelltypen ausbilden. Jedoch haben die Wissenschaftler unter der Leitung von Prof. Joachim Schultze vom Life & Medical Sciences (LIMES) Institut der Universität Bonn nun in ihrer Studie entdeckt, dass es mindestens neun verschiedene Formen gibt. Die Forscher vermuten, dass dadurch die bakteriellen Eindringlinge optimal bekämpft werden können.

Für ihre Untersuchungen gewannen die Forscher Makrophagen-Vorläuferzellen von Blutspendern, Rauchern und COPD-Patienten. Hieraus wurden die Immunzellen nach dem sogenannten magnetic cell isolation-Verfahren isoliert und gereinigt. Dann wurden die Immunzellen mit mit bestimmten chemischen Botenstoffen zusammengebracht und ihnen so eine Entzündung vorgegaukelt. In RNA-Analysen wurden die Unterschiede in den Ribonukleinsäuren der Zelltypen verglichen.

Bei den Makrophagen aus den Lungen der Raucher und COPD-Patienten fiel den Forschern auf, dass bei ihnen einige Entzündungssignale garnicht ausgebildet waren. Zudem verglichen die Forscher die humanen Transkriptome mit denen von Mäusen und stellten fest, dass es aktivierungsunabhängige Kernbereiche sowohl bei den humanen als auch bei den murinen Makrophagen gibt.

Die Forscher sehen aus dieser Erkenntnis für viele Volkskrankheiten wie z.B. Arteriosklerose, Diabetes oder Asthma vollkommen neue Therapieansätze.

Quelle: http://www.innovations-report.de/html/berichte/medizin_gesundheit/immunologen_uni_bonn_bringen_dogma_ins_wanken_226172.html

Origionalpaper: Jia Xue, Susanne V. Schmidt, Jil Sander, Astrid Draffehn, Wolfgang Krebs, Inga Quester, Dominic De Nardo, Trupti D. Gohel, Martina Emde, Lisa Schmidleithner, Hariharasudan Ganesan, Andrea Nino-Castro, Michael R. Mallmann, Larisa Labzin, Heidi Theis, Michael Kraut, Marc Beyer, Eicke Latz, Tom C. Freeman, Thomas Ulas & Joachim L. Schultze (2014): Transcriptome-Based Network Analysis Reveals a Spectrum Model of Human Macrophage Activation. Immunity 40: 274–288. http://dx.doi.org/10.1016/j.immuni.2014.01.006