Freitag, 04 Juli 2014 07:20

Schizophrenie"modell" Mensch

Wie Wissenschaftler der Universität Bonn in ihrer Pressemitteilung berichten, führt ein 24-stündiger Schlafentzug beim Menschen zu Schizophrenie-ähnlichen Symptomen.

Ein internationales Forscherteam unter Federführung der Universität Bonn und des King’s College London hat herausgefunden, dass , dass nach einem 24-stündigen Schlafentzug bei gesunden Probanden zahlreiche Symptome festgestellt werden, die sonst typischerweise der Psychose oder der Schizophrenie zugeschrieben werden. Hierfür untersuchten Dr. Nadine Petrovsky und Prof. Dr. Ulrich Ettinger vom Institut für Psychologie der Universität Bonn gemeinsam mit dem Forscherteam vom King´s College 24 gesunde Probanden beiderlei Geschlechts im Alter von 18 bis 40 Jahren im Schlaflabor.

Nachdem sie die Probanden am Schlafen gehindert hatten, führten sie eine Präpulsinhibition zur Messung der Filterfunktion des Gehirns durch. Filter trennen im Normalfalls Wichtiges von Unwichtigem und beugen damit einer Reizüberflutung vor, was bei Vorliegen von Schizophrenie z.B. gestört ist. Bei Probanden mit dem Schlafdefizit war diese Filterleistung des Gehirns reduziert, was zu einem Chaos im Gehirn führte.

„In der Medikamentenentwicklung werden solche psychischen Störungen in Experimenten bislang mit bestimmten Wirkstoffen simuliert. Allerdings vermitteln diese nur sehr eingeschränkt die Symptome von Psychosen“, wird Prof. Ettinger in der Meldung zitiert. Schlafentzug sei ein viel besseres Modellsystem, weil die subjektiven Beschwerden und die objektiv erfasste Filterstörung viel stärker den psychischen Erkrankungen ähnlich seien.

Der Vorteil dieser Probandenstudie gegenüber einem Tiermodell besteht darin, dass man nicht im Dunkeln stochert, sondern sich mit dem Probanden über die wahrgenommenen Phänomene und deren Beseitigung nach medikamentöser Behandlung z.B. austauschen kann, was mit einem Tier nicht möglich ist. Die durch Schlafmangel induzierten psychischen Phänomene sind reversibel ohne bleibende Schäden und lassen sich nach einem ausgiebigen Erholungsschlaf wieder beheben.

Weitere Details und Kontaktdaten:
http://www.innovations-report.de/html/berichte/medizin-gesundheit/schlafentzug-fuehrt-zu-schizophrenie-symptomen.html

Publikation:
Nadine Petrovsky, Ulrich Ettinger, Antje Hill, Leonie Frenzel, Inga Meyhöfer, Michael Wagner, Jutta Backhaus & Veena Kumari (2014): Sleep deprivation disrupts prepulse inhibition and induces psychosis-like symptoms in healthy humans. The Journal of Neuroscience, DOI: 10.1523/JNEUROSCI.0904-14.2014