Donnerstag, 12 November 2020 13:45

Konstanz: Nachwuchsforscherin für tierversuchsfreie Testmethode geehrt Empfehlung

Der seit 2012 etablierte Lush Prize vergab am 11. und 12. November 2020 zum achten Mal Fördergelder in Gesamthöhe von 250.000 Pfund. Als eine von fünf internationalen, jungen Nachwuchsforscher*innen erhielt Nadine Dreser (32) von der Universität Konstanz 10.000 Pfund Förderung für ihr tierversuchsfreies Forschungsprojekt.


Das Forschungsprojekt von Nadine Dreser stellt mit Hilfe von induzierten Stammzellen in vitro (im Reagenzglas) die frühe Neuronalentwicklung nach. Die Zellen bilden dabei rosettenartige Strukturen, die das Neuralrohr des Embryos darstellen, der sich im Mutterleib entwickelt. Bilden sich diese Rosetten-Strukturen aus, kann man von einer gesunden Entwicklung des frühen Nervensystems ausgehen. Erforscht werden Substanzen, die die Entwicklung in diesem Zeitraum stören können und z.B. zu einem offenen Rückenmark oder noch verheerenderen Auswirkungen auf das Gehirn führen. Ein Beispiel, das solche Entwicklungseffekte verursacht, ist Valproinsäure, welches als Antiepileptikum eingenommen werden muss. Der negative Effekt von solchen entwicklungstoxischen Substanzen äußert sich in den Zellen so, dass keine Rosetten mehr ausgebildet werden können. Die entwickelte Testmethode hilft, solche Substanzen zuverlässig zu identifizieren. Zusammen mit anderen Testmethoden dieser Art soll so die Sicherheit für den Menschen erhöht und langwierige Entwicklungsstudien mit Tierversuchen ersetzt werden.

Das Preisgeld teilen sich neun Wissenschaftler*innen und Aktivist*innen aus sieben Ländern. Ein weiterer Preisträger aus Deutschland, in der Kategorie Öffentlichkeitsarbeit, ist SOKO Tierschutz, welche erstmals 2015 mit 20.000 Pfund für die Aufdeckung der Versuchssituationen in der Hirnforschung an Primaten im Max-Planck-Institut durch den Lush Prize gewürdigt wurde und 2020 eine 50.000 Pfund Förderung für weitere Undercover Einsätze erhielt. Maßgeblich für diese Auszeichnung sind die hervorragende Öffentlichkeitsarbeit, welche zur Veröffentlichung der Missstände und Schließung der Versuchslabore Laboratory of Pharmacology and Toxicology GmbH & Co. KG in Hamburg-Mienenbüttel und Hamburg-Neugraben führte.

Quelle:
https://lushprize.org/de/preistraeger-2020/