Donnerstag, 28 November 2019 13:21

Schweiz: Reduktion von Mäusetests durch Amöben Empfehlung

Prof. Thierry Soldati und sein Team von der Abteilung Biochemie der Universität Genf nutzen infizierte Amöben und amöboid bewegliche Schleimpilzzellen für Tests neuer Antibiotika- Kandidaten, um Tierversuche mit Mäusen im Vorfeld zu reduzieren.


Die Pharmaforschung testet neue Substanzen normalerweise zunächst an den Tuberkulosebakterien selbst. Allerdings versagen die meisten Wirkstoffkandidaten dann bei folgenden Tests mit Zellen und Mäusen, weil sich die TBC-Bakterien in diesen Fällen anders verhalten. Um diese ungeeigneten Substanzen bereits auszusortieren, bevor Tests an Mäusen anstehen würden, setzen Prof. Soldati und sein Team auf Acanthamöben und ämöboide Schleimpilzzellen der Art Dictyostelium discoideum. Acanthamöben sind im Boden und im Süßwasser lebende Einzeller. Derartige Einzeller ähneln gewisserweise Makrophagen und können mit TBC-Erregern infiziert werden, in diesem Fall mit Mycobakterium marinum, das beim Menschen Hautinfektionen verursachen kann.

Mit ihnen testete das Team 168 Wirkstoffe gegen TBC und befanden, dass weniger als 5 Prozent starke anti-infektive Wirkungen in den Einzeller-Infektionsmodellen zeigten und geeignet sind, um auch im Tierversuch zu wirken.

Die Forscher wollen nun Wirkstoffe aus der traditionellen Medizin testen.

Ihre Methode haben die Forschenden bereits 2018 im Fachblatt "Scientific Reports" vorgestellt:
Valentin Trofimov, Sébastien Kicka, Sabrina Mucaria, Nabil Hanna, Fernando Ramon-Olayo, Laura Vela-Gonzalez Del Peral, Joël Lelièvre, Lluís Ballell, Leonardo Scapozza, Gurdyal S. Besra,
Jonathan A. G. Cox & Thierry Soldati (2018). Antimycobacterial drug discovery using Mycobacteria-infected amoebae identifies anti-infectives and new molecular targets. Scientific Reports 8:3939, DOI:10.1038/s41598-018-22228-6

Quelle:
https://www.aargauerzeitung.ch/schweiz/amoeben-koennten-tierversuche-reduzieren-135966110