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Dienstag, 09 April 2019 10:31

Welt-Parkinson-Tag: Trotz unzähliger Tierversuche noch keine Heilung Empfehlung

Pünktlich zum Welt-Parkinson-Tag am 11. April 2019 ist heute das diesjährige Versuchstier des Jahres erschienen: die Maus in der Parkinsonforschung. Eine umfangreiche Recherche des Verbandes Menschen für Tierrechte ergab, dass es trotz unzähliger Mausmanipulationen es bis heute keine effektive Therapie gegen die Erkrankung gibt. Daher fordert der Verband neue Methoden unter Verwendung modernder humanspezifischer Verfahren.


Die Parkinson-Erkrankung (Schüttellähmung) gilt als zweithäufigste neurodegenerative Erkrankung nach Alzheimer. Allein in Deutschland betrifft sie 250.000 bis 280.000 Menschen. Durch absterbende Nervenzellen, die den Botenstoff Dopamin produzieren, kommt es zu den typischen motorischen Problemen wie Muskelzittern, Verlangsamung der Bewegungen, Muskelsteifheit oder starre Mimik. Behandlungsgoldstandard ist noch immer Levodopa, ein Arzneimittel aus den 70er Jahren. Doch die derzeitige Behandlung lindert lediglich die Symptome.

 

Foto: kalhh, Pixabay


Die Maus ist das am häufigsten im Tierversuch eingesetzte Tier. in Deutschland wurden für die Parkinsonforschung 2017 Versuche mit fast 66.000 Mäusen genehmigt. Um die Symptome der menschlichen Erkrankung zu entwickeln, werden die Tiere dabei gentechnisch verändert oder mit einem Nervengift geschädigt. Jedoch kann kein Tiermodell die menschliche Parkinson-Krankheit tatsächlich simulieren. Über 50 klinische Studien am Menschen waren erfolglos, obwohl die Wirkstoffe zuvor beim Tier gewirkt hatten. Der Verband kritisiert ferner, dass weltweit unzählige gentechnisch veränderte Parkinson-Tiermodelle entwickelt werden, obwohl die Krankheitsursache bei 90 Prozent der Betroffenen gar nicht genetisch ist. Hinzu kommt, dass die Arzneimittel an jungen Tieren getestet werden, obwohl Parkinson überwiegend eine altersbedingte Erkrankung ist.

Da Parkinson humanspezifisch, komplex und multifaktoriell sei, sollten nach Information des Verbandes neue, zellbasierte Modelle aus Patientengewebe für die Entwicklung geeigneter Therapien zum Einsatz kommen. Vielversprechend seien kombinierte Ansätze mit Stammzellen, 3D-Patientenzellkulturen, computergestützten Analysen und bildgebende Verfahren. Durch Screening-Untersuchungen an Zellkulturen im Hochdurchsatz wurden bereits neue potenzielle Therapeutika identifiziert.

Jedoch seien tierversuchsfreie Methoden für einen systemischen Forschungsansatz noch in der Entwicklung. Organmodelle und Chiptechnologien seien zwar die Zukunftstechnologien, könnten momentan jedoch noch keinen gesamten Organismus simulieren. Deshalb bräuchte es neben einem konkreten Zeit- und Maßnahmenplan der Regierung zum Ausstieg aus dem Tierversuch ein umfassendes Finanzierungskonzept.

Hier kann die ausführliche Fassung heruntergeladen werden: