Dienstag, 19 Februar 2019 13:13

Jena: Hühnereier statt Tierversuche Empfehlung

Prof. Dr. Dagmar Fischer vom Lehrstuhl für Pharmazeutische Technologie der Universität Jena entwickelt Drug Delivery-Systeme mit Nanopartikeln. Mögliche Nebenwirkungen testet sie unter anderem in befruchteten Hühnereiern und spart so Tierversuche ein.


Nanopartikelanwendungen mit dem Ziel der medizinischen Anwendung müssen auf Biokompatibilität und mögliche Schädigungen auf den Organismus getestet werden. Das Mittel der Wahl ist bislang immer noch der Tierversuch. Am Lehrstuhl für Pharmazeutische Technologie gehen die Wissenschaftler andere Wege und nutzen in frühen Testphasen ein abgestuftes System aus Zellkulturen und Tests an befruchteten Hühnereiern. Mit dem Test unter dem Namen HET-CAV können Tierversuche so zumindest reduziert werden (1).

Ein Test namens HET-CAM an befruchteten Hühnereiern ist in der Toxikologie seit Jahren bekannt und als ein möglicher Testbestandteil eines abgestuften tierversuchsfreien Testsystems für die Augenätzung und -reizung in der Diskussion. Endpunkte sind Blutungen, Blutgerinnung und Auflösung von Blutgefäßen in der Chorioalantoismembran, eine Schutzhülle, die dem Vogelembryo (in dem Fall das Huhn) für den Kalziumtransport und dem Gasaustausch dient ähnlich der Planzenta beim Säuger (2).

Für diese Teststrategie bei der Chemikalienentwicklung gibt es bereits einen OECD-Richtlinienentwurf von 22.12.16 (Draft GD on IATA for eye hazard). Allerdings wurden zur wissenschaftlichen Bewertung der Validität weitere Untersuchungen als erforderlich angesehen.

Nun haben Forscher dieses Prinzip auch auf die medizinischen Entwicklungen übertragen. Nanomaterialien, die für eine spätere medizinische Anwendung gedacht sind, z.B. Kontrastmittel u.a., müssen auf Statilität und mögliche schädigende Abbauprodukte getestet werden. Hierfür nutzen die Wissenschaftler um Prof. Dagmar Fischer (3) ebenfalls befruchtete Hühnereier, bei denen mittels Mikroinjektion die Nanopartikel direkt in den Blutstrom oder in den Embryo eingebracht werden. In Gegensatz zum HET-CAM entfernen die Forscher die Schale restlos und legen Embryo und Blutgefäße in der Petrischale frei. Über bildgebende Verfahren können auch Transport und Verteilung der Nanopartikel studiert werden.

Die Entwicklung des HET-CAV wurde vom Bundesmindesterium für Forschung und Bildung im Rahmen des Projekts NanoBEL entwickelt.

Quellen:
https://www.mdr.de/thueringen/ost-thueringen/jena/video-275702.html
(1) https://www.labo.de/produkt-innovationen/crack-the-egg---ein-alternatives-konzept-zur-testung-von-nanomaterialien.htm
(2) https://sundoc.bibliothek.uni-halle.de/diss-online/05/05H154/t3.pdf
(3) https://www.pharmazie.uni-jena.de/Abteilungen/Pharmazeutische+Technologie/Prof_+Dr_+Dagmar+Fischer/Forschung/Forschung_2.html