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Montag, 03 Dezember 2018 11:02

Donald E. Ingber von der Havard-Universität in Frankfurt Empfehlung

An der Goethe-Universität Frankfurt steht in dieser Woche alles im Zeichen von Organsystemen auf Mikrochips. Im Rahmen der diesjährigen Friedrich Merz-Stiftungsgastprofessur wird der bekannte amerikanische Wissenschaftler Prof. Donald E. Ingber von der Harvard-Universität in Boston an der Goethe-Universität Frankfurt über seine Arbeit informieren. In einem wissenschaftlichen Symposium am 5. und einem Bürgerforum am 6. Dezember haben interessierte Studierende bzw. Laien die Möglichkeit, den Forscher zu erleben und mit ihm zu diskutieren.


Die diesjährige Gastprofessur hat miniaturisierte, lebende Organsysteme aus menschlichen Zellen zur Erforschung von Krankheiten und zur Testung von neuen Therapiemöglichkeiten zum Thema. Allgemein bekannt ist, dass sich Versuchsergebnisse mit Tieren nicht ohne weiteres auf den Menschen übertragen lassen. Daher suchen Wissenschaftler weltweit nach neuen, humanspezifischen Methoden, mit denen sie die Tierversuche ablösen und bessere Ergebnisse bieten können. Dies käme nicht nur der Forschung selbst und der Industrie zu gute, die ihre Arzneimittel auf Sicherheit prüfen muss, bevor sie am Menschen angewandt werden können. Eine große Perspektive mit neuen humanspezifischen Systemen bietet sich für die personalisierte Medizin, denn nicht nur die Physiologie von Mensch und Tier ist unterschiedlich, sondern auch die der Menschen untereinander. Hoffnung geben hier Systeme mit menschlichen Zellen oder Entwicklungen von menschlichem Gewebe in sogenannten mikrophysiologischen Systemen, kurz Mikrochips.

In den Veranstaltungen soll kritisch beleuchtet werden, welchen Aussagewert Tierversuche wirklich haben, aber auch aufgeklärt werden, welche menschlichen Organe sich bereits in vitro nachbilden lassen. Wichtige Gesprächspunkte sind ferner die Bedeutung für die Forschung und eine Perspektve, wie die Zukunft der personalisierten Medizin mit patienteneigenen Organsystemen gestaltet werden könnte.

Gastprofessor Donald E. Ingber ist Gründungsdirektor des Wyss-Instituts for Biologically Inspired Ingineering an der Harvard-Universität in Boston. Er hat u. a. besondere Expertise auf dem Gebiet des Tissue Engineering auf kleinsten Mikrochips. Hier hat er nicht nur funktionelle lungenähnliche Miniatursysteme gestaltet, sondern entwickelt mit seinem Team seit Jahren Krankheitsmodelle auf dem Chip, wie z.B. ein Lungenödem-, ein Lungenthrombosemodell, ein Darmentzündungs- oder Darminfektionsmodell auf dem Chip um nur einige zu nennen. Andere Modelle dienen sicherheitspharmakologischen Test neuer pharmazeutischer Substanzen, wie z.B. eine Herz-Lungen-Maschine im Mikroformat. Der Forscher hat mittlerweile 5 Start-ups gegründet, hält 160 Patente und hat mehr als 430 Publikationen veröffentlicht.

Neben Prof. Ingber diskutieren Prof. Maike Windbergs (Pharmazie, Goethe-Universität), Dr. Madeleine Martin (Landestierschutzbeauftragte Hessen) und Dr. Stefan Albrecht (Chief Scientific Officer Merz). Moderiert wird das Ganze von Prof. Manfred Schubert-Zsilavecz, Vizepräsident der Goethe-Universität.

Die Friedrich-Merz-Gastprofessur zählt zu den ältesten Stiftungsgastprofessuren der Frankfurter Universität und wurde im Dezember 1985 anlässlich des 100. Geburtstags des Firmengründers Friedrich Merz gestiftet. Das Unternehmen Merz forscht selbst an tierversuchsfreien Methoden und hat ein auf Zellen basierendes Verfahren für Chargenprüfungen von Botulinumtoxin a-Produkten entwickelt.

Veranstaltungen:

5. Dezember
* 9:00 - 17:00 Uhr
Internationales wissenschaftliches Symposium zum Thema “Modeling health and diseases: from in vitro design to future therapies”.
Biozentrum der Goethe-Universität Frankfurt, Hörsaal B1.
Kontakt: Prof. Dr. Maike Windbergs, Institute for Pharmaceutical Technology, FB 14 Buchmann Institute for Molecular Life Sciences, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

6. Dezember
* 10:00 Uhr c.t.
Studentenvorlesung: „From mechanobiology to biologically inspired engineering“.
Otto-Stern-Zentrum, Hörsaal H3.
Kontakt: Prof. Dr. Maike Windbergs, Institute for Pharmaceutical Technology, FB 14, Buchmann Institute for Molecular Life Sciences, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

* 18:00 Uhr
Bürgersymposium: „Menschliche Organe und Krankheiten im Reagenzglas: Fiktion oder realistische Alternative zum Tierversuch?“
Arkadensaal des Goethe-Hauses, Großer Hirschgraben 23 – 25, 60311 Frankfurt am Main.

Alle Veranstaltungen sind kostenlos.

Quellen:
https://wyss.harvard.edu/team/executive-team/donald-ingber/
http://www.uni-frankfurt.de/Friedrich-Merz-Stiftungsgastprofessur
https://www.merz.com/de/news/professor-donald-e-ingber-erhaelt-friedrich-merz-stiftungsgastprofessur-2018/