Mittwoch, 03 Oktober 2018 21:05

Symposium der Berlin-Brandenburg Plattform 3R Empfehlung

Unter dem Titel „Rethinking Biomedical Sciences“ fand am 2. Oktober ein wissenschaftliches Symposium der Berlin-Brandenburg-Plattform 3R statt. Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen stellten ihre aktuellen Forschungsarbeiten zum Ersatz von Tierversuchen, zur Reduktion und Methoden zur Verfeinerung von Tierversuchen vor.


So stellte Prof. Stefan Hippenstiel von der Charité Berlin ex vivo Lungenmodelle zur Untersuchung von Lungen-Pathogen-Unteraktionen vor, die insbesondere auch zum Studium von Zoonosen wie Vogelgrippen-, SARS- oder das MERS-Viren geeignet sind. Die Modelle, die auf Basis von Primärzellen von Patienten gewonnen wurden, sind humanrelevant und daher gegenüber Tierversuchen zu bevorzugen. Das MERS-Coronavirus ist z.B. humanspezifisch, mit einem Nagermodell ließe sich hier nichts ausrichten.

Prof. Ellen Fritsche von Institut für umweltmedizinische Forschung stellte die geplanten Assays vor, die für eine Risikobewertung von entwicklungsneurotoxischen Substanzen in Betracht kommen. Für eine Vielzahl an Endpunkten gibt es inzwischen einen in vitro-Assay.

Dr. Jan Baumgart vom Translational Animal Research Center (TARC) in Mainz stellte einen ersten Entwurf eines mit dem 3D-Drucker gedruckten Modells eines Mausembryos zum Erlernen einer Versuchstechnik vor. Die angehenden Tierversuchskundler sollen damit die sogenannte in-utero-Elektroporation erlernen, bei der der Leib einer schwangeren Maus in einer OP aufgeschnitten und z.B. die Hirnzellen eines der Embryonen durch Einbringen eines zusätzlichen Genabschnitts manipuliert wird. Die Technik ist so schwer zu erlernen, dass in den studentischen Versuchen die meisten Embryonen nach dem Versuch versterben. Daher ist ein Trainingsmodell dringend notwendig. Das entwickelte Modell ist aus Silikon, aber derzeit noch viel zu hart.

Prof. Günter Weindl von der Freien Universität berichtete über Hausforderungen bei der Entwicklung entzündlicher Hauterkrankungen, vor allem zur Untersuchung der Autoimmunerkrankung Psoriasis (Schuppenflechte). Hier würde ein Mausmodell wegen Unterschiede in der Immunregulation irrelevant sei. Zukünftig sollen für die Forschung Skin-on-a-Chip-Modelle entwickelt und genutzt werden.

Prof. Christa Thöne-Reineke informierte über das Vet Skills Net, ein klinikübergreifendes Netzwerk für die klinisch praktische Ausbildung von Veterinärstudierende. Hier können praktische Fähigkeiten wie z.B. Nahttechniken an Lehrmodellen geübt werden. In Lernstationen lässt sich eine Vielzahl allgemeiner, klinischer und fortgeschrittene klinische Fertigkeiten trainieren. Mit dem Angebot QuerVet eLearning ist Selbstlernen online rund um die Uhr anhand von Szenarien aus der tierärztlichen Berufspraxis möglich. Zu den Fällen äußern sich Fachleute aus verschiedenen Disziplinen. Es gibt virtuelle Patienten mit bestimmten Erkrankungen.