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Freitag, 07 Juli 2017 09:46

Empfang zur Einführung einer Serum-freien Datenbank Empfehlung

Animal-Free Research UK (ehemals Dr. Hadwen Trust), die größte britische Stiftung für tierversuchsfreie medizinische Forschung hat in den letzten 5 Jahren 3,2 Millionen britische Pfund in die Forschung investiert und eine Datenbank mit kommerziell erhältlichen serumfreien Medien aufgebaut, die weltweit als Anlaufstelle für Forscher, die nach entsprechenden Medien suchen, zur Verfügung steht. Damit soll die Verwendung von fötalem Kälberserum zu einem Auslaufmodell werden. Gemeinsam mit dem 3R-Centre Utrecht Life Sciences wird diese Datenbank mit einem Empfang eröffnet.

Definierte Zellkulturmedien (Basalmedien) stellen die Standardmedien für die Kultivierung tierischer und humaner Zellen dar. Jedoch werden die Primärzellen oder Zelllinien zusätzlich "motiviert", sich zu teilen. Das geschieht über ein noch nicht vollständig geklärtes Zusammenspiel von Hormonen und Wachstumsfaktoren aus fötalem Kälberserum (FKS), das dem Basalmedium zugefügt wird. Mit diesem Serum wird jedoch ein undefiniertes Gemisch biologisch aktiver Substanzen in ein definiertes Kulturmedium eingebracht – ein wissenschaftlich eigentlich nicht vertretbarer Vorgang.

Jedoch arbeiten weltweit arbeiten Millionen von Labors zur Anzucht oder Kultivierung ihrer Zellen mit fötalem Kälberserum – mit steigender Tendenz. Das erfreut vor allem die Hersteller und Lieferanten dieser Flüssigkeit: durch die wachsende Nachfrage hat sich der Preis seit 2008 nahezu verfünffacht, was zunehmend zu einer starken finanziellen Abhängigkeit der Forschung von Serumlieferanten führt. Dass die Verwendung von tierischem Serum vom Rinderfötus und – meist – menschlichen Zellen physiologisch nicht passt wurde lange Zeit ignoriert.

Spätestens seit einer vielbeachteten Nature-Umfrage, publiziert im Mai 2016 muss überlegt werden, ob mit dieser Substanz weitergearbeitet werden kann. Denn rund zwei Drittel aller wissenschaftlichen Untersuchungen sind gar nicht reproduzierbar, mehr als 50 Prozent sogar im eigenen Labor nicht (1).

Die Gewinnung von fötalem Kälberserum ist mit großem Leid für die Tiere verbunden. Wissenschaftler schätzen, dass 10 % aller Kühe, die im Schlachthof landen, gleichzeitig auch trächtig sind (2). Für den Absatz von pro Jahr weltweit 800.000 Liter FKS (3) werden zwei Millionen Rinderföten ausgebeutet. Manche Kühe bringen ihr Junges auf dem Weg in den Schlachthof zur Welt, in den Meisten Fällen kommt die Kuh trächtig beim Schlachthof an. Dort wird das Muttertier durch Bolzenschuss betäubt und - oft hängend an einem Bein - durch Entbluten getötet (4). Der Fötus erstickt im toten Mutterleib.



Hier werden noch 3,5 Liter FKS per Herzpunktion abgesaugt.
Quelle: Occupy for Animals (http://www.occupyforanimals.net/fetal-bovine-serum-or-fetal-calf-serum.html)

Seit Jahren gibt es Alternativen zum fötalen Kälberserum. Seit gut 20 Jahren wird an Seren geforscht. Nur wurden die "Gebete" verantwortungsvoller WissenschaftlerInnen bislang immer noch nicht ausreichend gewürdigt. Im Bereich der regenerativen Medizin darf fötales Kälberserum garnicht verwendet werden, weil sich in die entwickelnden Gewebe eine Aminosäure einbaut, die im Menschen nicht vorkommt - eine Art Chimäre würde geschaffen. Auf dieses Gewebe würde der Mensch mit einer starken Immunreaktion reagieren. Aus wissenschaftlichen Grünen muss die tierversuchsfreie Forschung der regenerativen Medizin nachziehen.

Empfang anlässlich der Datenbankeinführung: Launch Invitation FCS Database

Wann: 15 August 2017, 12 Uhr bis 13 Uhr
wo: David de Wied building, room 2.01 - Universiteitsweg 99, 3584 CG Utrecht, the Netherlands
Anmeldungen sind bis zum 13. August möglich unter: https://fd8.formdesk.com/universiteitutrecht/FCS-free-database

Weitere Informationen:
https://www.animalfreeresearchuk.org/serum-free-media

(1) Bayer, M. (2016): Is there a Reproducibility Crisis? Nature 533: 452-454.
(2) Deutscher Bundestag Drucksache 18/1535 vom 26. Mai 2014. http://dipbt.bundestag.de/dip21/btd/18/015/1801535.pdf
(3) Gstraunthaler, G., Lindl, T. & van der Valk, J. (2014): A severe Case of Fraudulent Blending of Fetal Bovine Serum Strengthens the Case for Serum-free Cell and Tissue Culture Applications. ATLA 42: 207-209.
(4) Hilsenbeck, E. M. (2007): Untersuchungen zur Entblutezeit bei Rindern nach Bolzenschuß-betäubung. Dissertation an der tierärztlichen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität München. http://webcache.googleusercontent.com/

Außerdem:
http://www.invitrojobs.com/index.php/de/forschung-methoden/arbeitsgruppe-im-portrait/item/1763-arbeitsgruppe-im-portrait-molekulare-physiologie-der-niere-der-medizinischen-universitaet-innsbruck
http://www.invitrojobs.com/index.php/de/forschung-methoden/arbeitsgruppe-im-portrait/item/2142-arbeitsgruppe-im-portrait-institut-fuer-stammzellforschung-und-regenerative-medizin-duesseldorf