Montag, 04 Juni 2012 08:40

Medikamentenentwicklung: Neuer Mechanismus zu Nebenwirkungen entdeckt

Zwei US-amerikanische Forschergruppen haben offenbar voneinander unabhängig einen neuen Erklärungsansatz gefunden, auf welche Weise es unter  einem bestimmten Arzneistoff zu autoimmunen Hypersensitivitätsreaktionen kommt. Dieser neu entdeckte Mechanismus könnte im Vorfeld der Entwicklung neuer Medikamente Tierversuche einsparen.


Am Beispiel des HIV-Arzneimittels Abacavir, einem sogenannten nukleosidischen Reverse-Transkriptase-Hemmer, das als HIV Medikament eingesetzt wird, wegen Nebenwirkungen aber umstritten ist, wurden diese Erkenntnisse gewonnen. Das Medikament (aus der Gruppe der Nukleosidanaloga) wird zur Bekämpfung der Replikation (Vervielfältigung) von Viren - hier HI-Viren - eingesetzt. Ein falscher DNA-Baustein wird hierbei in das Virusgenom eingebaut, das eine  Unterbrechung in der neu gebildeten DNA-Kette und führt zum Abbruch der Polymerisation und damit der reversen Transkription führt. Am Ende kann sich das Virus nicht mehr vermehren.

In ihren Untersuchungen konnten sie die Wechselbeziehung zwischen diesem nukleosidischen Reverse-Transkriptase-Inhibitor und dem Immunsystem klären, die bei 5 bis 8 Prozent der Patienten zu teils schweren bis lebensbedrohlichen Überempfindlichkeitsreaktionen führen kann.

Die Wissenschaftler sind überzeugt, dass man bereits zu einem frühen Zeitpunkt der Arzneistoffentwicklung in Frage kommende Kandidaten daraufhin prüfen kann, ob sie vergleichbare Interaktionen auslösen – lange bevor Tierversuche oder klinische Studien am Menschen anstehen.

Quelle: http://www.pharmazeutische-zeitung.de/