Freitag, 10 Februar 2017 10:17

Stammzellforschung: Nur ein Gen führt zu pluripotenten Eigenschaften Empfehlung

Unter Verwendung von Fruchtwasser-Stammzellen hat ein Wissenschaftlerteam herausgefunden, dass es ausreicht, lediglich ein Gen zu aktivieren, um spezifische Signalwege in Gang zu setzen, die pluripotente Eigenschaften von Zellen hervorzubringen.

Embryonale Stammzellen sind pluripotent, weil Schlüssel-Gene wie OCT4, SOX2 und NANOG, exprimiert sind. Diese Gene werden im Lauf der Entwicklung fortschreitend „ausgeschaltet“, wodurch sich die Zellen zu einem bestimmten Typ spezialisieren.

Nobelpreisträger Prof. Shinya Yamanaka, Direktor des Center for iPS Cell Research an der Universität Kyōto, konnte 2007 zeigen, dass das Einsetzen neuer Pluripotenz-Gene in das Genom von ausdifferenzierten Zellen diese
zurück zur Pluripotenz "verjüngen" konnten. Inzwischen sind Forscher einen Schritt weiter: Sie wissen, dass es ausreicht, lediglich das Gen OCT4 zu aktivieren, um spezifische Signalwege in Gang zu setzen, um pluripotente Eigenschaften von Zellen hervorzubringen. OCT4 wirkt dabei wie ein Starter. Es sei nicht notwendig, dass die Zellen die gleichen Gene wie embryonale Stammzellen exprimieren, um wie sie zu funktionieren, so die Forscher. Auch sähen diese Zellen anders aus wie embryonale Stammzellen.

Anlass für die Untersuchungen unter der Leitung von Dr. Pascale Guillot vom University College London (UCL), Institut für Frauenheilkunde (UK), in Zusammenarbeit mit Prof. Paolo De Coppi vom UCL Great Ormond Street Institut für Kinderheilkunde sowie Prof. James Adjaye vom Institut für Stammzellforschung und Regenerative Medizin der Medizinischen Fakultät der Heinrich-Heine Universität Düsseldorf war es, die Entwicklung von
Zellersatztherapien für Babys mit angeborenen Fehlbildungen einen Schritt voranbringen zu wollen. Für ihre Forschung verwendeten die Wissenschaftler Zellen aus dem Fruchtwasser stammende Stammzellen, die bei der Geburt leicht isoliert werden können, ohne Mutter und Kind zu beeinträchtigen.

Prof. Adjaye betonte die Bedeutung des Aufbaus einer Fruchtwasser-Stammzellbank aus so erzeugten pluripotenten Stammzellen für künftige Anwendungen im Bereich der regenerativen Medizin und im Drug-Screening.

Die Wissenschaftler haben ihre Erkenntnisse in der Zeitschrift Molecular Therapy veröffentlicht:
Hawkins, KE, Moschidou, D, Faccenda, D, Wruck, W, Martin-Trujillo, A, Kwan-Leong, H, Maria Ranzoni, A, Sanchez-Freire, V, Tommasini, F, Eaton, S, De Coppi, P, Monk, D, Campanella, M, Thrasher, A J, Adjaye, J & Guillot, P V (2017): Human amniocytes are receptive to chemically-induced reprogramming to pluripotency. Molecular Therapy 25/2: 427-442.
http://www.cell.com/molecular-therapy-family/molecular-therapy/fulltext/S1525-0016(16)45420-1

Quelle:
http://www.bionity.com/de/news/161657/reprogrammierung-von-fruchtwasser-stammzellen-in-richtung-pluripotenz.html?WT.mc_id=ca0264

Weitere Informationen:
Arbeitsgruppe im Portrait Institut für Stammzellforschung und regenerative Medizin:
http://www.invitrojobs.com/index.php/de/forschung-methoden/arbeitsgruppe-im-portrait/item/2142-arbeitsgruppe-im-portrait-institut-fuer-stammzellforschung-und-regenerative-medizin-duesseldorf