Freitag, 13 Januar 2017 11:35

Preis des Europäischen Forschungsrats für Herpesforschung an Humanzellen Empfehlung

Was passiert, wenn Herpesviren menschliche Zellen befallen, untersucht Prof. Lars Dölken. Für seine Arbeit hat er jetzt einen mit rund zwei Millionen Euro dotierten Preis des Europäischen Forschungsrats erhalten.

Wer sich einmal mit dem Virus infiziert hat, wird es für den Rest seines Lebens nicht mehr los. Herpesviren nisten sich dauerhaft in bestimmten Körperzellen ein und bleiben dort meist für lange Zeit ruhig. Erst unter besonderen Umständen – etwa wenn das Immunsystem schwächelt – werden die Eindringlinge wieder aktiv.

Der Wissenschaftler hatte bereits mit anderen zusammen Interessantes zu Tage befördert: In Zellkulturen analysierten sie, wie eine Infektion menschlicher Bindegewebszellen mit HSV-1 zeitlich verläuft und was dabei mit der Gesamtheit der RNA-Moleküle in den Zellen passiert. Schon drei bis vier Stunden nach der Infektion konnten sie einen völlig unerwarteten Effekt beobachten: Der Ablesevorgang an der menschlichen DNA stoppt nicht mehr an den vorgesehenen Stellen, sondern läuft einfach weiter, und das oft über mehrere benachbarte Gene hinweg. So entstehen massenhaft unbrauchbare RNA-Produkte, die nicht mehr ordnungsgemäß zu Proteinen weiterverarbeitet werden. Die DNA des Virus wird dagegen völlig korrekt abgeschrieben. So verhindert das Virus wahrscheinlich Abwehrreaktionen der Wirtszelle und erhöht die Produktion seiner eigenen Proteine.

Das neue Forschungsprogramm lautet "Herpesvirus Effectors of RNA synthesis, Processing, Export and Stability – oder kurz HERPES". Ziel sind neue grundlegende Erkenntnisse zur Regulation menschlicher Gene auf RNA-Ebene, nicht nur bei Herpesvirus-Infektionen, sondern auch in Tumorzellen und unter zellulären Stresssituationen.

Quelle:
http://www.presse.uni-wuerzburg.de/pressemitteilungen/single/artikel/millionen-fuer-die-virenforschung/