Mittwoch, 06 Juli 2011 12:10

Britische Wissenschaftler fordern Überprüfung der Medikamentensicherheit

Eine Gruppe namhafter Ärzte und Wissenschaftler Grossbritanniens hat sich in einem offenen Brief an die Regierung äusserst besorgt über das Versagen von Medikamenten und die stetig ansteigende Zahl von Medikamentennebenwirkungen geäußert.


In dem Brief vom 4. Juli 2011 an den Premierminister David Cameron und den Gesundheitsminister Andrew Lansley, veröffentlicht im Magazin LANCET, fordert sie die Regierung auf, einen Vergleich zwischen humanbiologischen Tests (innovativen, tierversuchsfreien Forschungsmethoden) und den gegenwärtig angewandten Tierversuchen zu veranlassen. Die Wissenschaftler erklären, dass zahlreiche neue Technologien grösseren klinischen Vorhersagewert und erhebliche Verbesserungen der Effizienz und der Kosten ermöglichen.

Weiter heisst es, unerwartete Arzneimittelnebenwirkungen hätten das Ausmass einer Epidemie angenommen und stiegen doppelt so schnell wie Verschreibungen von Arzneimitteln. Ttrotz der ständig steigenden Tierversuche und der vielen Milliarden, die in diese Forschung gesteckt werden, werden viele Krankheiten wie z. B. Alzheimer-Demenz, Diabetes mellitus, Krebskrankheiten und Schlaganfälle immer weiter zunehmen, ohne dass es eine adäquate Therapie gäbe. Als Hauptgrund für die steigenden Kosten neuer Medikamente nennen die Wissenschaftler, dass mehr als 90 Prozent aller zuvor im Tierversuch als sicher geltenden Medikamente in den anschliessenden klinischen Untersuchungen versagten. Somit müssten die Firmen mit dem einen anwendbaren Medikament auch die Kosten für die Entwicklung der anderen neun Medikamente wieder einspielen. Die Wissenschaftler halten es für dringend geboten, die Leistungsfähigkeit innovativer, tierversuchsfreier Forschungsmethoden zu überprüfen. Ihr Ziel ist eine Verbesserung der Patientensicherheit durch Ersatz schwer mangelhafter Tests am Tier.

148 britische Parlamentsmitglieder unterstützen bereits die von Wissenschaftlern geforderte Vergleichsuntersuchung zur Sicherheit von Medikamenten.

Die europäische Union schätzte 2008, dass unerwünschte Nebenwirkungen von Medikamenten jährlich für den Tod von 197.000 EU-Bürger verantwortlich sind und Kosten in der Höhe von 79 Milliarden Euro verursachen.


Offener Brief:
Archibald K, Coleman R, Foster C. Open letter to UK Prime Minister David Cameron and Health Secretary Andrew Lansley on safety of medicines.
Lancet 2011; 377(9781):1915. http://www.thelancet.com/journals/lancet/article/PIIS0140-6736%2811%2960802-7/fulltext

Quelle:
http://www.agstg.ch/