Wissenschaftler der Universität Bonn haben einen wichtigen Wirkmechanismus des Wirkstoffes Ticagrelor aufgeklärt, der zukünftig eine bedeutende Rolle im Einsatz gegen Herzinfarkt und Schlaganfall spielen könnte. Zur Klärung setzten die Forscher kommerziell verfügbare, genetisch modifizierte, Zellinien ein.

Ticagrelor ist ein relativ neuer Wirkstoff, der 2011 zugelassen worden ist. Er bindet kompetitiv, d.h. in Konkurrenz zum körpereigenen Stoff ADP (Adenosindiphosphat) an den sogenannten P2Y12-Rezeptor der Thrombozyten (Blutplättchen). ADP ist das Signal, durch das die Verklumpung von Blutplättchen ausdgelöst wird. Durch den Antagonisten Ticagrelor kommt es dagegen zu einer Thrombozyten-aggregationshemmung, indem er die Rezeptorstelle besetzt. Die Entstehung von Blutgerinnseln wird verhindert. Im Gegensatz zu anderen Substanzen dieser Wirkart ist die Bindung an den Rezeptor reversibel. Das Medikament wird prophylaktisch verabreicht. Es kann jedoch zu unerwünschten Nebenwirkungen kommen. Der Stoff, so die Forscher in ihrer aktuellen Pressemitteilung, kann
beispielsweise Atemstörungen hervorrufen. Um diese Nebenwirkungen möglichst zu beseitigen, können die Forschungsergebnisse genutzt werden. Dabei sollen u.a. mit Hilfe von Computerwirkstoff-Screenings Substanzmodifikationen gefunden werden.

Als Zellen für die Mechanismusuntersuchung verwendeten die Forscher eine gentechnisch veränderte Ovarien-Zelllinie des Chinesischen Hamsters (Flp-In™-CHO), in die der humane Rezeptor P2Y12 eigebaut worden war. Um u.a. festzustellen, ob die gewünschten Gene nach Behandlung mit dem Wirkstoff aktiv sind, wurden die Zellen mit einer Immunfluoreszenzchemikalie gefärbt und gemessen. 

Originalpublikation:
Kristina Hoffmann, Dominique A. Lutz, Jens Straßburger, Younis Baqi, Christa E. Müller und Ivar von Kügelgen: Competitive mode and site of interaction of ticagrelor at the human platelet P2Y12-receptor; Journal of Thrombosis and Haemostasis (DOI: 10.1111/jth.12719)

Quelle:
http://idw-online.de/pages/de/news605322