Die OECD hat gerade eine neue Testguideline veröffentlicht, in der eine integrierte Teststrategie zum Test auf Hautätzung und -reizung beschrieben ist. Ein Tiereinsatz ist nur noch in absoluten Ausnahmefällen vorgesehen.

Die neue Teststrategie ist unter ENV/JM/MONO(2014)19, (integrated approach on testing and assessment, (IATA)) veröffentlicht worden. Sie besteht aus drei Phasen mit mehreren Modulen, die zu einer Beurteilung der hautätzenden oder -reizenden Substanzeigenschaft führen sollen. Sie verläuft sequenziell, d.h. wenn in einer Teststufe keine hinreichenden Erkenntnisse erzielt werden können, erst dann wird zum nächsten Testschritt übergegangen. Die neue Vorschrift ersetzt die vorherige Test- und Bewertungsstrategie, wie sie als Ergänzung zu Testrichtlinie 404 vorgesehen ist. Außerdem ist sie eine Anpassung an den wissenschaftlichen und technischen Fortschritt.

Im ersten Teil (existierende Daten) werden bereits erhobene und verfügbare Daten aus Publikationen und Datenbanken sowie anderen zuverlässigen Quellen genutzt (Module 1-5). Im Modul 6 werden physiko-chemische Eigenschaften der Substanz ausgewertet. Im Modul 7 werden Quantitative Struktur-Aktivitäts-Beziehungen (QSAR) betrachtet, Stoffgruppenbetrachtungen durchgeführt (sogenanntes Read-across) sowie Kategorieinformationen und Vorhersagesysteme genutzt. 

In der dritten Phase, der weight-of-evidence-Analyse sollen alle verfügbaren und wissenschaftlich begründeten Informationen zur Beurteilung des Gefährungspotenzials einfließen, also alle zuvor genannten Analysen, einschließlich bereits existierender in vitro-, Tierstudien- und Humandaten. Die einzelnen Ergebnisse werden hinsichtlich ihrer Bedeutung und Aussagekraft gewichtet und bewertet. Weight-of-evidence-Analysen werden durchgeführt bevor zusätzliche Daten erhoben werden. Nur, wenn die Datenlage nicht schlüssig ist, werden Tests durchgeführt. Grundsätzlich sollen dann validierte und akzeptierte in vitro-Tests durchgeführt werden, um in vivo-Tests zu vermeiden. Ein eventueller Test am Tier wird als letzter Ausweg betrachtet.

Richtlinie:
http://www.oecd.org/officialdocuments/publicdisplaydocumentpdf/?cote=ENV/JM/MONO%282014%2919&doclanguage=en