Herr Dr. Thomas Montag-Lessing ist im Juli im Alter von 61 Jahren verstorben. Mir war es nicht vergönnt, den Wissenschaftler am Paul-Ehrlich-Institut persönlich kennen zu lernen und doch hat er diese Zeilen verdient – stehen sie doch in Gedenken auch an all jene engagierten Forscher, die an den ethisch anspruchsvollen Zielen der Entwicklung von Tierversuchsersatzverfahren (mit)arbeiten, jedoch nicht im Rampenlicht der Öffentlichkeit stehen und als maßgebliche Entwickler in Erscheinung treten.


Herr Dr. Montag-Lessing war kein klassischer Tierschützer, als Mediziner und Naturwissenschaftler stand für ihn die Sicherheit der Patienten im Vordergrund. Er hat immer betont, daß der Wechsel vom Kaninchen-Pyrogentest auf den MAT (Monozyten Aktivierungstest mit humanen Zellen) nicht nur aus ethischen Gründen, sondern vor allem auch aus wissenschaftlichen Gründen voranzutreiben ist. Alternativen zu Tierversuchen sind oft besser als der klassische Tierversuch. 

Es geht hier um einen Wissenschaftler, der viele Jahre beharrlich – auch hartnäckig - am Einzug des in vitro-Pyrogentestes (MAT) in das Europäische Arzneibuch gearbeitet hat, einem Ersatzverfahren für den Einsatz von Kaninchen beim Test von Arzneimittel auf fiebererzeugende Substanzen. „Er war einer der ersten und engsten Verbündeten bei der Entwicklung des IPT“, so Dr. Stefan Fennrich, der von 1997 bis 2005 die Entwicklungsgruppe am Konstanzer Lehrstuhl Biochemische Pharmakologie leitete.

Sicher, die Idee und Entwicklung einer Tierversuchsersatzmethode ist die eine wichtige Sache. Den Test dann nach der Prävalidierung und Validierung in die Gesetzesvorschriften zu bringen, ist aber eine andere, ebenfalls wichtige Sache, ohne die letztlich der zahlenmäßige Ersatz der Tierversuche nicht gelingen kann. Denn nur, wenn ein Verfahren gesetzlich vorgeschrieben ist, ersetzt es  einen Tierversuch umfassend. Dieser, sich unbemerkt im Hintergrund abspielende Verhandlungs- und Überzeugungsprozess in Strassburg erfordert viele Jahre Beharrlichkeit. Thomas Montag-Lessing hatte diese Beharrlichkeit und auch das Überzeugungsvermögen, um in Straßburg wesentliche Teile der Monographie 2.6.30. (MAT) zu verankern.  Neben dem MAT war Herr Dr. Montag-Lessing mit seiner Arbeitsgruppe auch im Ersatz eines Mäuseversuches zum Nachweis von aktivem Pertussistoxin in humanen Impfstoffen aktiv.

International hat er sich große Anerkennung im Bereich der bakteriellen Sicherheit von Blutprodukten erarbeitet. Vielfältige Kondolenzschreiben aus aller Welt haben gezeigt, daß gerade der Enthusiasmus und die Beharrlichkeit von Dr. Montag-Lessing weltweit geschätzt wurden. Seine Arbeitsgruppe wird versuchen, die Inspiration von Dr. Montag-Lessing weiterzutragen.

Wir danken ihm für seine herausragende Arbeit.

CH