Sonntag, 09 September 2012 07:20

Vermeintlich nutzlose DNA-Abschnitte erweisen sich als wichtige Steuerzentrale im Erbgut

80 Prozent des Erbguts, die man lange Zeit für funktionslosen DNA-Müll gehalten hatte, wirken scheinbar aktiv an Körperfunktionen mit. Sie enthalten Millionen molekularer Schalter, die die Gene nach Bedarf an und abschalten können.


Ein internationales Team aus hunderten von Wissenschaftlern, die am ENCODE-Projekt (Encyclopedia of DNA Elements) gearbeitet haben, haben dies herausgefunden und in den Fachmagazinen "Nature",  "Genome Biology" und "Genome Research" veröffentlicht. Ihre detaillierte Karte über die Funktionen des Genoms enthüllt dabei insgesamt rund vier Millionen Schalter, die bestimmte Gene ein- und ausknipsen können. Da diese auch bei Krankheiten wie Krebs der Diabetes eine Rolle spielten, könnten völlig neue Behandlungsformen mithilfe ihrer Erkenntnisse entwickelt werden, so die Forscher.

Für ihre aktuelle Studie haben die Forscher rund drei Milliarden Genbuchstaben analysiert und Erbgut-Daten von 147 verschiedenen Zelltypen ausgewertet. Millionen von Abschnitten bestimmen, ob Gene an- oder ausgeschaltet sind. Dabei zeigten die Daten, dass solche Kontrollschalter oft unerwartet weit weg von dem Gen liegen, das sie steuern. Jedoch können sich aufgrund der komplexen dreidimensionalen Form des Erbguts die Stränge umeinander winden, um in Kontakt zu treten, erklären die Wissenschaftler.

Die Erkenntnisse des ENCODE-Projekts zeigten nun, dass in den meisten dieser Fälle die Gen-steuernden Sequenzen und nicht die Gene selbst mitunter Auslöser der Krankheiten sind.

Quelle: http://scinexx.de/newsletter-wissen-aktuell-15107-2012-09-06.html
Literatur: Nature: An integrated encyclopedia of DNA elements in the human genome (doi: 10.1038/nature11247)