Samstag, 10 Dezember 2016 12:18

Verleihung des Hamburger Forschungspreises zur Erforschung von Alternativen zum Tierversuch Empfehlung

Der erste "Hamburger Forschungspreis zur Förderung der Entwicklung von Ersatz- und Ergänzungsmethoden zum Tierversuch" ging in diesem Jahr an Dr. Christopher Weidner und das Team vom Deutschen Zentrum zum Schutz von Versuchstieren (Bf3R) am BfR sowie Prof. Marcel Leist vom Lehrstuhl für in-vitro-Toxikologie und Biomedizin/Alternativen zum Tierversuch in Konstanz.

Die ingesamt zweijährlich zu vergebenen 20.000 Euro werden ausgeschrieben, um die Entwicklung von Alternativmethoden zum Tierversuch in möglichst allen Bereichen voranzutreiben, in denen Tierversuche zur Anwendung kommen (3R-Prinzip Ersatz, Reduzierung oder Verfeinerung von Tierversuchen). Es wurde sowohl ein Preisträger bedacht, der mit seiner Entwicklung den die Reduzierung von Tierversuchen verfolgt, als auch ein Preisträger, der die Entwicklung von Ersatzverfahren zum Tierversuch verfolgt.

Die Methode, die Dr. Christopher Weidner entwickelt hat, soll es Forschern erleichtern, zukünftig zielgerichtet das optimale Tier- oder Alternativmodell auszuwählen, das am besten die menschliche Situation abbildet. Denn wurden viele Tiere in Versuchen einfach nur verschwendet, weil die Ergebnisse sich nicht auf die Humansituation übertragen lassen. Die Forscher wollen mit einem Analyseverfahren dafür sorgen, dass das am ehesten geeignete Tier für die Fragestellung eingesetzt wird. Dafür wurde alle vorliegenden systembiologischen Omics-Daten von der nachzubildenden Erkrankung mit dem Tier- oder Alternativmodell analysiert. Der Terminus ’Omics’ beschreibt Methoden zur Analyse komplexer biologischer Proben auf der Ebene des gesamten Genoms, von Transkripten, Proteinen oder Metaboliten. Die Forschungsarbeit wurde im August 2016 im Fachjournal EMBO Molecular Medicine veröffentlicht*.

Prof. Marcel Leist erhält den Preis für Entwicklung eines Ersatzverfahrens zur Untersuchung der schädigenden (toxischen) Wirkung auf humane Nervenzellen bzw. Nervengewebe des peripheren Nervensystems. Die Untersuchungen erfolgen an menschlichen Zellen in der Petrischale.

Quellen und weitere Informationen:
http://www.hamburg.de/pressearchiv-fhh/7627854/2016-12-09-bgv-forschungspreis/
http://www.bfr.bund.de/de/presseinformation/2016/50/bfr_methode_zum_zielgerichteten_genomdatenvergleich_von_mensch_und_tier_erhaelt_forschungspreis-199393.html

* Christopher Weidner, Matthias Steinfath, Elisa Opitz, Michael Oelgeschläger & Gilbert Schönfelder (2016): Defining the optimal animal model for translational research using gene set enrichment analysis. EMBO Molecular Medicine 8/8: 831 - 838. DOI: 10.15252/emmm.201506025