Donnerstag, 15 Dezember 2016 17:41

Hessischer Tierschutzforschungspreis 2016 vergeben Empfehlung

In diesem Jahr geht der mit 14.000 Euro dotierte hessische Tierschutzforschung an die zwei Preisträger Dr. Christina Spohr und Dr. Rüdiger Hack.

Ausgezeichnet wurde Dr. Christina Spohr für ihr Modell zur Wirksamkeitsprüfung von Tuberkulin, bei dem mit wesentlich weniger Meerschweinchen Versuche unternommen werden als bisher. Tuberkulin wird für den Tuberkulin-Hauttest benötigt, ein diagnostischer Test zum Nachweis einer Tuberkulose. Damit wird eine Reaktion der T-Lymphozyten auf Antigene von Mycobacterium tuberculosis geprüft. Auch bei Rindern wird auf Tuberkulose getestet. Da die Antigenpräparate aus Mykobakterienkulturen hergestellt werden, kann jede Charge auf ihre Menge des Stoffes variieren und wird daher getestet, um schwere Immunreaktionen zu vermeiden. Bei der Herstellung wird das Protein der Mykobakterium durch Erhitzung inaktiviert und dann filtiert oder ausgefällt. Bislang erfolgte jede Chargenprüfung in belastenden Versuchen am Meerschweinchen, von denen aufgrund geringer Reproduzierbarkeit eine hohe Tierzahl eingesetzt wird. Die Tiere werden dabei mit aktivem oder inaktivem Protein zunächst sensibilisiert und nach 4 Wochen Inkubationszeit die Charge unter die Haut gespritzt. Dabei entstehen schmerzhafte Läsionen in der Haut.
Das neue Verfahren besteht aus einem in-vitro-Proliferationstest der T-Lymphozyten. Dabei werden die Tiere wieder vorsensibilisiert, dann aber nach der Sensibilisierungsphase von 30 Tagen Blut entnommen, so dass der eigentliche Chargentestteil außerhalb des Tieres erfolgt. Dabei werden die Immunzellen mit einer speziellen Fluoreszenzfarbstoff angefärbt. Die T-Zellreaktion wird über die Abnahme der Fluoreszenz im Durchflusszytometer verfasst und mit einer Referenztuberkulinprobe verglichen. Mit dem neuen Verfahren kann nun die Anzahl der Tiere halbiert werden.

Dr. Rüdiger Hack wurde für einen in vitro Zellkultur-Test ausgezeichnet, der als Alternative zum Kaninchen-Versuch zur Qualitätskontrolle des Wirkstoffes Insulin Glargin entwickelt wurde. Insulin glargin ist ein Insulinanalogon, bei von Zuckerkranken eingesetzt wird. Der Test basiert auf der Aktivierung des menschlichen Insulinrezeptors durch Insuline. Er wurde nach den Vorgaben des amerikanischen Arzneibuchs bereits validiert und die Ergebnisse mit denen aus dem Tierversuch verglichen. Es zeigte sich, dass sich die Ergebnisse der beiden Verfahren in nichts nachstehen. Außerdem wurde ein neues Zellkulturlabor für die Freigabe von Insulinglargin‐Wirkstoff Chargen im
Routinebetrieb aufgebaut. Damit kommt die Wirkstoff-Freigabe von Insulinen gänzlich ohne den Einsatz von Tieren aus.

Quellen:
http://www.gruene-hessen.de/landtag/pressemitteilungen/gruene-gratulieren-preistraegern-tierschutzforschungspreises/
https://www.pei.de/DE/infos/presse/pressemitteilungen/2016/18-hessischer-tierschutz-forschungspreis-christina-spohr.html
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/25935213
http://www.altex.ch/resources/altex_2015_3_201_210_Spohr1.pdf
http://www.altex.ch/resources/altex_2015_3_Suppl_Spohr1.pdf
http://flexikon.doccheck.com/de/Tuberkulin-Hauttest
http://www.pei.de/DE/infos/tieraerzte/stellungnahme-fli-pei-tuberkulinisierung-inhalt.html
Spohr, C. (2015): Etablierung einer 3R-Alternativmethode für die Chargenprüfung von bovinem Tuberkulin unter Berücksichtigung mykobakterieller
Lipidantigene im Meerschweinchenmodell. Dissertation an der Technischen Universität, Darmstadt. http://tuprints.ulb.tu-darmstadt.de/5127/
http://www.aerzteblatt.de/archiv/39403
https://umweltministerium.hessen.de/presse/pressemitteilung/innovative-beitraege-sind-gut-fuer-forschung-und-tierschutz