Donnerstag, 01 Dezember 2016 13:49

Multi-Organ-Plattform zur Risikobewertung von Nanomaterialien Empfehlung

Das Fraunhofer Institut für Biomedizinische Technik (IBMT) im saarländischen St. Ingbert erforscht mit 10 weiteren Partnern aus Wirtschaft und Wissenschaft die Auswirkungen von Nanopartikeln auf den menschlichen Organismus. Dafür haben sie eine Mikrochip-basierte Multiorgan-Plattform entwickelt.

Nanopartikel sind in Kosmetika, Textilien, Reinigungsmitteln, Sprays, Verpackungen sowie in Lebens- und Nahrungsergänzungsmitteln enthalten und gelangen täglich in unseren Körper.  Auch in der Medizin spielen Nanopartikel eine zunehmende Rolle. Derzeit können Forscher aufgrund von Wissenslücken und fehlenden Modellsystemen nur unzureichende Vorhersagen zu Absorption, Verteilung, Metabolismus und Exkretion (Abkürzung ADME für englisch: absorption, distribution, metabolism and excretion) synthetischer Nanomaterialien im menschlichen Organismus treffen, was für die Sicherheitsbewertung dieser kleinsten Partikel (bis 100 nm Größe) von großer Bedeutung ist.
 
Mit Hilfe der sogenannten multimodularen Mikrochip-basierten Multiorgan-Plattform des Fraunhofer IBMT können nun der Weg der Nanomaterialien durch den Körper simuliert und wichtige Daten zur Entwicklung eines nanoPBPK-Modells (PBPK: Abkürzung für physiologically based pharmacokinetic) gewonnen werden.

Neben der multimodularen Plattform selbst entwickelt das Fraunhofer IBMT neue In-vitro-Modelle zur Untersuchung humantoxikologischer Effekte z.B. auf die Leber durch Nanomaterialien und untersucht die Barrieregängigkeit von Nanomaterialien in Lunge und Darm. Die Zellmodelle werden in den neu entwickelten mikrofluidischen Modulen kultiviert und miteinander vernetzt, so dass eine toxikologische Beurteilung der Nanomaterialien entlang des Wegs durch den Körper möglich ist.

Das Forscherkonsortium aus Wissenschaft und Wirtschaft ist hierfür in dem EU-Forschungsprojekt HISENTS (High level integrated Sensor for Nanotoxicity Screening) verbunden. Es wird von der Europäischen Kommission (EU) im Rahmen des »NanoSafetyCluster«-Programms mit 6,3 Millionen Euro gefördert.

Quelle:
https://www.ibmt.fraunhofer.de/de/ibmt-presse-uebersicht/presse-HISENTS-2016-11-23.html