Samstag, 09 Januar 2016 21:49

Baden-Württemberg: Vier Forschergruppen gefördert Empfehlung

Vier neue Forschergruppen kommen in 2016 den Genuss einer finanziellen Unterstützung zur Erforschung von Ersatz- und Ergänzungsmethoden zum Tierversuch.

Um die positive Entwicklung eines Rückgangs der Tierversuchszahlen im Land fortzusetzen, fördert die Regierung in diesem Jahr erneut herausragende Forschungsansätze in diesem Bereich, wird Verbraucherminister Alexander Bonde in der heutigen Pressemitteilung anläßlich der bekanntgabe der Förderungsempfänger in Stuttgart zitiert.

Sieben Antragsteller hatten sich um eine Förderung beworben, von denen vier ausgewählt wurden:

Dr. med. Veit-Simon Eckle von der Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin des Universitätsklinikum Tübingen will mit seinem Team den LD50-Tierversuch bei der Testung auf Botulinumtoxin, Serotyp B, durch organotypische Rückenmarks-Kulturen ersetzen. Der Test basiert auf Skelettmuskelzell-Kokulturen, die der Wirbelsäulenmuskulatur von C57/BL6J-Mäusen entstammen. Die Methode ist demnach zwar Tierversuchs- jedoch nicht tierverbrauchsfrei.

Prof. Dr. Ludwig E. Hölzle vom Institut für Umwelt- und Tierhygiene der Universität Hohenheim entwickelt ein in-vitro-Kultursystems für das bislang nicht-kultivierbare haemotrophe Bakterium Mycoplasma suis. Es basiert auf einem Leberzell-System des Schweins.
Mykoplamen dieser Art anzuzüchten ist ein sehr schwieriges Unterfangen. Für seine Untersuchungen nutzt der Forscher infiziertes Lebergewebe des Schweins als Ausgangsmaterial und züchtet das Bakterium in Leberzellen des Schweins an. Die Forschung hat zum Ziel, Mykoplasma suis außerhalb des Schweins in Kultur nehmen zu können, ohne Versuchstiere mit dem Keim infizieren zu müssen.
Die Forschung ist von großer Bedeutung, denn das Bakterium kann bei Schweinen aller Alters- und Haltungsformen, aber auch z. B. bei Katzen, Rindern und Schafen auftreten. Durch eine antibiotische Behandlung mit Tetrazykline ist eine Beseitigung des Erregers nicht möglich.
Das Bakterium kommt auf der Oberfläche der roten Blutkörperchen vor. Von dort werden die roten Blutzellen geschädigt und diese am Ende lysiert, es kommt zu einer Anämie. Zudem kommt es durch eine Besiedlung der Blutgefäßwände zu einer Funktionsstörung des Endothels. Dadurch kann es zu einer krankhaft gesteigerten Blutungsneigung kommen.

Die beiden Projekte sind bereits zwei Jahre lang gefördert worden und erhalten nun eine weitere Anschlussförderung.

Prof. Dr. Gerald Urban vom Institut für Mikrosystemtechnik der Universität Freiburg, Lehrstuhl für Sensoren, entwickelt ein Mikrosensorsystem, um Stoffwechselparameter wie Glucose, Lactat, pH und Sauerstoff in dreidimensionalen Primärzellkulturen von Brustkrebspatienten zu erfassen. Die Methode soll den Erfolg einer Chemotherapie dokumentieren, ohne dafür therapeutisch wirksame Substanzen in der Maus testen zu müssen.

Der vierte Preisträger ist Prof. Dr. Thomas Braunbeck von der Universität Heidelberg, Center for Organismal Studies. Er untersucht die
Biotransformationskapazität von Fischembryonen (am Beispiel des Zebrabärblings), da der Fischembryotest Ersatztestorganismus für den adulten Fisch bei der Prüfung von Umweltschadstoffen in Gewässern ist. Der Organismus (Leber) muss daher in diesem frühen Entwicklungsstadium eine dem adulten Fisch möglichst vergleichbare Fähigkeit besitzen, aufgenommene Substanzen in eine Form umzuwandeln, die erst im Körper giftig wirken könnte. Der Wissenschaftler war bereits im Herbst Tierschutzforschungspreisträger des Landes Baden-Württemberg.

Quelle:
https://mlr.baden-wuerttemberg.de/
http://www.invitrojobs.com/index.php/de/aktuelles-archiv/486-baden-wuerttemberg-projektfoerderung-tierversuchsfreier-verfahren
http://www.invitrojobs.com/index.php/de/neuigkeiten/