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Freitag, 22 Oktober 2010 15:00

Die revidierte Richtlinie zum Schutz der für wissenschaftliche Zwecke verwendeten Tiere wurde im Amtsblatt der Europäischen Union veröffentlicht. Die Verwendung alternativer Ansätze zu steigern ist notwendig.

Die Richtlinie tritt am 9. Nov. 2010 in Kraft. Die Verwendung von Tieren sollte nur dann erwogen werden, wenn es keine tierversuchsfreie Alternative gibt. Zur Förderung des Prinzips der Verminderung sollten die Mitgliedstaaten die Einführung von Programmen für die gemeinsame Nutzung von Organen und Gewebe erleichtern. Die Verfügbarkeit alternativer Methoden ist von den Fortschritten der Forschung in der Entwicklung von Alternativen abhängig. Es besteht die Notwendigkeit, neue Methoden zu entwickeln und zur Validierung vorzuschlagen. Rahmenprogramme der Gemeinschaft haben Mittel für Projekte zur Verfügung gestellt, die darauf abzielen, die Verwendung von Tieren zu vermeiden, zu vermindern und zu verbessern.


Nach Zustimmung des Rates am 03.06.2010 und des EU-Parlamentes in zweiter Lesung am 08.09.2010, tritt die Richtlinie 2010/63/EU vom 22. September 2010, die die Richtlinie 86/609/EEC von 1986 ersetzen wird, am 09.11.2010 nach mehrjähriger Beratungszeit in Kraft. Die Mitgliedstaaten erlassen und veröffentlichen bis spätestens zum 10. November 2012 die Rechts- und Verwaltungsvorschriften, die erforderlich sind, um dieser Richtlinie nachzukommen. Sie wenden diese Rechtsvorschriften ab dem 1. Januar 2013 an.

Nachfolgend finden Sie jene die Alternativmethoden betreffenden Hauptaspekte, die in der offiziellen Begründung der Richtlinie benannt werden. Einige Textpassagen sind durch Fettdruck von InVitroJobs hervorgehoben:


In der Richtlinie wird betont, es ist „notwendig, das Wohlergehen von Tieren, die in wissenschaftlichen Verfahren eingesetzt werden, zu erhöhen, indem die Mindeststandards für ihren Schutz in Übereinstimmung mit den neuesten wissenschaftlichen Entwicklungen angehoben werden.“ (Richtlinie 2010/63/EU, Gründe, 6)[1] „Tiere haben einen intrinsischen Wert, der respektiert werden muss. Auch bestehen seitens der Öffentlichkeit ethische Bedenken hinsichtlich der Verwendung von Tieren in Verfahren. Aus diesem Grund sollten Tiere stets als fühlende Wesen behandelt werden, und ihre Verwendung in Verfahren sollte […] beschränkt werden […]. Der Einsatz von Tieren zu wissenschaftlichen Zwecken oder zu Bildungszwecken sollte deshalb nur dann erwogen werden, wenn es keine tierversuchsfreie Alternative gibt. Der Einsatz von Tieren in wissenschaftlichen Verfahren in anderen Bereichen, die in den Zuständigkeitsbereich der Union fallen, sollte untersagt werden.“ (12)

„Gewebe und Organe von Tieren werden für die Entwicklung von In-vitro-Methoden verwendet. Zur Förderung des Prinzips der Verminderung sollten die Mitgliedstaaten gegebenenfalls die Einführung von Programmen für die gemeinsame Nutzung von Organen und Gewebe von Tieren, die getötet werden, erleichtern.“ (27)

„Um die Risiken für die Gesundheit von Mensch und Tier sowie für die Umwelt zu bewältigen, ist im Unionsrecht vorgesehen, dass Stoffe und Produkte erst in Verkehr gebracht werden dürfen, nachdem angemessene Angaben zur Unbedenklichkeit und Wirksamkeit vorgelegt wurden. Einige dieser Anforderungen können nur mit Hilfe von Tierversuchen erfüllt werden, die nachstehend als 'vorgeschriebene Versuche' bezeichnet werden. Es müssen spezifische Maßnahmen eingeführt werden, die eine Zunahme der Verwendung alternativer Ansätze fördern und die unnötige Duplizierung der Durchführung vorgeschriebener Versuche vermeiden. Zu diesem Zweck sollten die Mitgliedstaaten die Gültigkeit von Versuchsdaten anerkennen, die mit Hilfe von nach den Unionsvorschriften vorgesehenen Versuchsmethoden erzielt wurden.“ (42)

Die Verfügbarkeit alternativer Methoden ist in hohem Maße von den Fortschritten der Forschung in der Entwicklung von Alternativen abhängig. Die Rahmenprogramme der Gemeinschaft für Forschung und technologische Entwicklung haben zunehmend Mittel für Projekte zur Verfügung gestellt, die darauf abzielen, die Verwendung von Tieren in Verfahren zu vermeiden, zu vermindern und zu verbessern. Die Kommission und die Mitgliedstaaten sollten durch Forschung und andere Mittel zur Entwicklung und Validierung alternativer Ansätze beitragen, um die Wettbewerbsfähigkeit der Forschung und Industrie in der Union zu steigern und die Verwendung von Tieren in Verfahren zu vermeiden, zu vermindern und zu verbessern.“ (46)

„Das Europäische Zentrum zur Validierung alternativer Methoden, eine bei der Gemeinsamen Forschungsstelle der Kommission angesiedelte strategische Einheit, koordiniert seit 1991 die Validierung alternativer Ansätze in der Union. Dennoch besteht zunehmend die Notwendigkeit, neue Methoden zu entwickeln und zur Validierung vorzuschlagen, wofür ein Referenzlaboratorium der Union zur Validierung alternativer Methoden förmlich eingerichtet werden muss. Dieses Laboratorium sollte als Europäisches Zentrum zur Validierung alternativer Methoden (ECVAM) bezeichnet werden. Die Kommission muss bei der Festlegung von Prioritäten für Validierungsstudien mit den Mitgliedstaaten zusammenarbeiten. Die Mitgliedstaaten sollten die Kommission bei der Ermittlung und Benennung geeigneter Laboratorien zur Durchführung solcher Validierungsstudien unterstützen. Für Validierungsstudien, die zuvor validierten Verfahren ähneln und für die die Validierung einen erheblichen Wettbewerbsvorteil mit sich bringt, sollte das ECVAM von den Personen, die ihre Verfahren zur Validierung vorlegen, Gebühren erheben dürfen. Solche Gebühren sollten einem gesunden Wettbewerb in der Testbranche nicht entgegenstehen.“ (47)

 

[1] RICHTLINIE 2010/63/EU DES EUROPÄISCHEN PARLAMENTS UND DES RATES vom 22. September 2010 zum Schutz der für wissenschaftliche Zwecke verwendeten Tiere, veröffentlicht im Amtsblatt der Europäischen Union (L 276/33 vom 20.10.2010). Hervorhebungen durch InVitroJobs.

Hier können Sie die Richtlinie downloaden.