Ein Ärzteteam aus Mexiko und den USA hat einen Erfolg mit künstlich hergestellten Harnröhren aus körpereigenen Zellen erzielt. Nach sechs Jahren sind die Harnröhren immer noch voll funktionsfähig, Gewebestruktur und -funktion gleichen nahezu dem natürlich entstandenen Organ.


Drei Jungen hatten durch ein Hüfttrauma große Verletzungen an der Harnröhre erlitten, zwei weitere gescheiterte Operationen an der Harnröhre hinter sich. Um ihnen zu helfen, entnahmen die Ärzte den Jungen bei einer Blasenbiopsie eine kleine Gewebeprobe. Daraus isolierten sie Muskelzellen sowie Epithelzellen und ließen die Zellen über drei bis sechs Wochen im Labor wachsen. Danach wurden die gewachsenen Zellen auf ein dreidimensionales, biologisch abbaubares Gerüst in der Form einer Harnröhre aufgebracht. Der Natur entsprechend wurden die Muskelzellen auf der Außenseite, die Epithelzellen auf der Innenseite des Röhrengerüsts wachsen gelassen. Nach sieben Tagen waren die Harnröhrengerüste mit den Zellen überwachsen. Die Ärzte ersetzten nun in einer Operation den beschädigten Teil der alten Harnröhre durch die individuell geformte, neue Harnröhre.

Die Behandlungsmethode stellt möglicher Weise eine gute Alternative zu herkömmlichen Verfahren dar, die eine hohe Fehlerrate aufweisen, so die Gruppe um Atlantida Raya-Rivera von der Wake Forest University in Winston-Salem im Fachmagazin "Lancet". Es seien jedoch weitere, größer angelegte Studien nötig. Auch könne man die Ergebnisse nicht eins zu eins auf Erwachsene übertragen, da sich die Harnröhren zwischen Kindern und Erwachsenen unterscheiden.

Weitere Informationen:
http://www.thelancet.com/
http://www.spiegel.de/wissenschaft/medizin/