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Center for Alternatives to Animal Testing (CAAT):
Joint Convention Meeting in Brüssel

Das Center for Alternatives to Animal Testing (CAAT) USA und Europa veranstaltete vom 20.3. bis 21.3.12 ein Forum, um über die Ergebnisse eines Expertenworkshops zu informieren und zu diskutieren. Es ging um die Realisierung des Strategieplans zur Schließung von Forschungslücken bei der tiereinsatzfreien systemischen Toxizitätstestung.

Unterstützt wurde das Treffen von einer Vielzahl an Forschungszusammenschlüssen, so u. a. von Cosmetics Europe (ehemals Colipa), vom Institute for In Vitro Sciences (IIVS), dem European Chemical Industry Council (cefic), von der European Concensus-Platform for Alternatives (ecopa), der In Vitro Testing Industrial Platform (IVTIP), der Humane Society International (HSI) und Weiteren.

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Atomium Brüssel. Foto: iStockphoto



Das Treffen ist von Bedeutung, denn im März diesen Jahres wollte die Europäische Kommission das Europäische Parlament über ihre Beratungen in Kenntnis setzen, ob die zweite Stufe des Verkaufsverbots von an Tieren getesteter kosmetischer Ingredienzen gemäß 7. Novelle der Kosmetikrichtlinie nun aufrecht erhalten wird oder nicht oder unter welchen Bedingungen bzw. unter welchen Ausnahmen. Diese Entscheidung sei nun laut Aussage von Rob Taalman, Direktor für Forschung und Wissenschaft von Cosmetics Europe (ehemals Colipa) erst nach der Sommerpause zu erwarten. Beobachter rechnen damit, dass das Verkaufsverbot aufrecht erhalten wird, jedoch Ausnahmen zugelassen werden.

Hintergrund für die Beratungen über den Status des Kosmetikverkaufsverbots ist die Tatsache, dass es zum derzeitigen Zeitpunkt nicht ausreichend neue Methoden für die komplexen humanen Gesundheitseffekte (sogenannte toxikologische Endpunkte Karzinogenität, wiederholte  Stoffgabe (repeated dose), Toxikokinetik, Reproduktionstoxizität und Hautsensibilisierung) durch kosmetische (das sind gleichzeitig chemische) Substanzen gibt.

Im Zentrum der Diskussion stand die "Roadmap", ein Strategieplan, der die Erfordernisse neuer Techniken und Teststrategien auflistet, um den Tierversuch letztendlich vollständig abzulösen. Denn – und darin sind sich alle Beteiligten einig – der Tierversuch führt nicht nur häufig zu falsch-positiven oder falsch-negativen Ergebnissen, er ist auch bedingt durch die Speziesunterschiede nicht oder nur bedingt auf den Menschen übertragbar. Bei einigen der komplexen Untersuchungsziele (genannt toxikologische Endpunkte) gibt es noch keine klare Zeitschiene, wann der Tierversuch abgelöst werden kann. Lediglich bei der Hautsensibilisierung lässt sich ein vollständiger Ersatz durch neue Methoden in absehbarer Zeit proklamieren. Die Systematik des Endpunkts soll dann als Modell für die anderen noch fehlenden komplexen Gesundheitseffekte dienen.


Der erste Projektabschnitt des Forschungsclusters SEURAT z. B., das sich aus 70 internationalen Forschungsgruppen zusammensetzt, hat sich die Untersuchung des „Mechanism of Action“ (MoA), der biochemischen Interaktion eines Stoffes mit einem Molekül des Körpers, (z. B. mit einem Enzym), um seine Wirkung zu entfalten, mit in vitro-Systemen zum Ziel gesetzt. Die Strategie basiert auf einer Art Rahmenwerk, das eine Reihenfolge an ursächlich miteinander verbundenen biochemischen bzw. biologischen Schlüssel-Ereignissen beschreibt, die zu einer nachteiligen Auswirkung auf die Gesundheit führen. In Fallstudien sollen zunächst bekannte toxische Substanzen getestet und der Ansatz dann auf unbekannte Substanzen ausgeweitet werden. Folgend sollen sogenannte „fit-for-purpose“ in vitro-Tests entwickelt werden, mit denen sich im Hochdurchsatz-Verfahren eine Vielzahl an Proben gleichzeitig analysieren lassen. Seurat-1 gliedert sich in sechs Projektschwerpunkte: Stammzellforschung zur in vitro-Zielorganentwicklung, Bioreaktorentwicklung zur Simulation der menschlichen Leber, Biomarkerentdeckung, integrierte in silico-Modellentwicklung zur Toxizitätsvorhersage, Entwicklung systemischer Computermodelle mit dem Ziel der Vorhersage langfristiger toxischer Effekte und Identifizierung/Analyse von Stoffwechselwegen mit toxischer Relevanz sowie ToxBank, das mit dem Datenmanagement und dem Zell- und Gewebebanking befasst ist.

In den USA geht man sehr fortschrittliche Wege. Die Fragwürdigkeit der Übertragbarkeit von Tierversuchen in der Toxikologie sowie auch die herkömmlichen Validierungsansätze und deren Zeit- und Ressourcenbedarf bis zur Anerkennung der sich sehr rasch fortentwickelnden neuen Methoden wurden als nicht geeignet erkannt und ein neues Konzept dagegen gestellt. Basierend auf dem Report der National Academy of Sciences "Toxicity Testing in the 21st Century" von 2007 wird das Konzept der „Evidence-based Toxicology“ (ebt) verfolgt. Hier arbeiten u. a. die Behörden wie die Food and Drug Administration (FDA), die US Environmental Protection Agency (EPA), das Hamner Institute for Health Sciences und das Johns Hopkins Center for Alternatives to Animal Testing (CAAT-USA) zusammen, aber auch Firmen wie Agilent sind beteiligt. Dabei konzentrieren sich die US-EPA mit ihrem ToxCast-Programm auf Biological Signatures, das Hamner Institute auf ein „proof-of-principle“ Konzept und das CAAT-US vor allem auf das Human Toxome Project (InVitroJobs wird in Kürze an dieser Stelle darüber berichten), mit dem unter Verwendung von humanem Zellmaterial im Hochdurchsatzverfahren „pathways of toxicity“ (Toxizitätswege) kartiert werden sollen. In integrierten Teststrategien (ITS) sollen alle verfügbaren Methoden (in vitro-, in silico-, biokinetische Methoden u.a.) herangezogen werden, bevor überhaupt ein Tierversuch nur in Erwägung gezogen wird. In Vergleichen der Ergebnisse können sich die verschiedenen Strategien selbst validieren und benötigen dann keinen langwierigen Anerkennungsprozess mehr.


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